Schlechte Sicht: In der dunklen Jahreszeit kracht es öfter

Gestern wurde an der Grafenberger Allee eine Frau lebensgefährlich verletzt. Die Stadt setzt 2012 verstärkt auf Kontrollen.

Düsseldorf. Montagmorgen, 7.30 Uhr. Ein Taxifahrer hält auf der Grafenberger Allee an der Kreuzung Dorotheenstraße bei Rot. Als die Ampel umspringt und der 66-Jährige anfahren will, huscht ihm plötzlich ein Schatten vors Auto. Eine 51-jährige Düsseldorferin wollte den Ermittlungen der Polizei zufolge bei Rot schnell noch die Fahrbahn überqueren. Dabei läuft sie direkt vor das Taxi, wird von dem Wagen gerammt und stürzt so unglücklich, dass sie sich schwere Verletzungen zuzieht. Laut Notarzt besteht Lebensgefahr. Die Polizei sucht dringend noch Zeugen des Vorfalls und bittet diese, sich unter der Rufnummer 0211-8700.

Polizei und Stadt kennen das Phänomen: In jedem Jahr liegen die Unfallzahlen in den dunklen Monaten von Oktober bis März rund zehn Prozent höher als im übrigen Jahr. So auch in diesem Herbst und Winter. Zwei Beispiele: Am 17. November wollte eine 68-Jährige die Fritz-Wüst-Straße überqueren, achtete jedoch nicht auf den Verkehr. Ein Autofahrer sah die dunkel gekleidete Frau zu spät, sie wurde schwer verletzt. Am 12. Dezember übersah der Fahrer eines Klein-Lkw an der Oberbilker Allee beim Abbiegen eine ebenfalls dunkel gekleidete 20-Jährige und fuhr sie an. Auch sie trug schwere Verletzungen davon.

Und dunkle Kleidung trug auch das Unfallopfer von der Grafenberger Allee. Andernfalls wäre es womöglich gar nicht zu dem Zusammenstoß gekommen. „Die Unfälle, die in der dunklen Jahreszeit passieren, sind zu einem Großteil vermeidbar“, bestätigt Marcel Fiebig von der Polizei. Etwa durch helle, reflektierende Kleidung. Aber auch durch richtiges Verhalten von Autofahrern: „Man muss seine Fahrweise an Sicht- und Straßenverhältnisse anpassen.“ Das Tempolimit beziehe sich stets auf Idealbedingungen — bei Regen, Schnee oder Dunkelheit sollte langsamer gefahren werden.

Im Rahmen der Prävention kündigte die Polizei Ende November eine Offensive gegen Temposünder an. Einige Messstellen werden aktuell im Internet (Stichpunkt „Verkehr“) auf der Seite der Polizei Düsseldorf angekündigt. Die WZ-Leser finden diese Informationen jeden Tag auf der zweiten Seite des Lokalteils in der Rubrik „Verkehr“. Darüber hinaus gibt es aber auch weiterhin unangekündigte Kontrollen.

Der richtige Weg, glaubt Roland Hahn vom Amt für Verkehrsmanagement. „Unsere Arbeit ist mehr und mehr die Bekämpfung von Regelverstößen.“ Am baulichen Umfeld liege es nicht, man habe getan, was man tun könne. Breitere Fußgängerinseln, Umlaufgitter, akustische Signale — all das sei mittlerweile installiert worden. „So auch an der Grafenberger Allee“, sagt Hahn. Dort gibt es auch moderne LED-Ampeln, die besser zu erkennen sind.

Was die Stadt sonst noch tun könne, sei eine „verstärkte Überwachung“. „Von den letzten schweren Unfällen gingen viele auf einen Regelverstoß zurück“, sagt Hahn. Sein Ziel für 2012 lautet daher: Die Verkehrsüberwachung soll auch bei Fußgängern und Radfahrern so viel kontrollieren wie möglich — und Bußgelder verteilen.

Denn im Grunde ist Roland Hahn mit der Entwicklung zufrieden, seit 2008 gemeinsam mit Polizei und weiteren Partnern die Sicherheitskampagne „Achtung Fußgänger!“ gestartet wurde. „Die Tendenz bei den Unfallzahlen ist rückläufig“, sagt Roland Hahn. „Nur die dunkle Jahreszeit verhagelt uns die Statistik.“ Einen klaren Erfolg der Aufklärung sieht Marcel Fiebig bei den Radfahrern: „Vor Jahren galten Warnwesten noch als uncool. Heute sieht man sie mehr und mehr.“ Nun hofft er auch bei den Fußgängern auf Einsicht.

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