Schneider Wibbel: Bongschur, du schöne Leich’

Düsseldorfs lustigster Exportartikel ist wieder da – der Droste Verlag hat Müller-Schlössers Klassiker neu aufgelegt.

<strong>Düsseldorf. Jeder "ächte" Düsseldorfer kennt die Schneider-Wibbel-Gasse in der Altstadt, das Glockenspiel und die Uhr, unter der die Holzfigur Wibbel an seinem Wams näht. Doch wer kennt noch die köstliche Geschichte vom Schneider Wibbel? Fast nur noch die Älteren. Müller-Schlössers Bühnenstück erlebte seine Premiere am 14. Juli 1913 am Düsseldorfer Schauspielhaus. Weil die Direktion unter Luise Dumont dem Manuskript des 29-Jährigen jedoch nicht recht traute, legte man die Premiere vorsorglich in den theatermauen Hochsommer. Im Grunde sollte nur das Stadttheater das Stück kriegen.

Welch eine Fehleinschätzung: Der "Wibbel" wird zum lustigsten Export-Artikel Düsseldorfs, weltweit über 10 000 Mal aufgeführt und seit den 30er-Jahren mehrfach verfilmt, unter anderem mit Schlössers Jugendfreund Paul Henckels in der Titelrolle.

Die erweiterte Fassung "Schneider Wibbels Tod und Auferstehung" erschien erstmals 1938 im Düsseldorfer Droste Verlag, wurde 1954 noch einmal aufgelegt und war dann später noch im Sammelband "Müller-Schlössers sein Schönstes" erhältlich, der freilich auch 2006 auslief. Weil danach immer wieder Leser nach dem Düsseldorf-Klassiker verlangten, legte Droste den Wibbel jetzt neu auf.

Das ist gut. Denn die Geschichte des rheinischen Schneiders und Volkshelden Anton Wibbel ist einfach ein zeitlos heiteres Stück Düsseldorf und gewissermaßen die Verkörperung des rheinischen Menschen mit seinem Humor, seiner Schlitzohrigkeit und seinem Optimismus.

Die Grundidee vom quietschfidelen Toten stammt übrigens nicht von Müller-Schlösser. Im "Buch Le Grand" bot Heinrich Heine nicht nur die berühmte Hommage an seine Heimat ("Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön ..."), sondern auch den Schneider Kilian auf, dessen Geschichte ebenfalls in der Franzosenzeit am Rhein spielt und der bei Heine zu sich spricht: "Ich muss nach Hause gehn und mich hübsch anziehn, denn ich bin tot und soll noch heute begraben werden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort