Schreckt Maut die Holländer ab?

Die meisten Übernachtungsgäste kommen aus den Niederlanden. Düsseldorfer Händler fürchten Einbußen beim Umsatz.

Schreckt Maut die Holländer ab?
Foto: Bernd Schaller

Düsseldorf. Auf Landesebene steht eine klare Front gegen die Pkw-Maut, die von der Bundesregierung vorgeschlagen ist. Und die Düsseldorfer sehen das ähnlich. Der Rheinische Einzelhandels- und Dienstleistungsverband erwartet auch in Düsseldorf Umsatz- und Frequenzeinbußen bei ausländischen Besuchern.

„Die Maut ist überflüssig und schädlich“, sagt Sprecherin Anne Linnenbrügger-Schauer. Die Auswirkungen seien erheblich, denn etwa der Weihnachtsmarkt sei als Magnet wichtig für viele Branchen. Traditionell zieht der Markt besonders viele niederländische Besucher an.

Die Industrie- und Handelskammer positioniert sich ebenfalls ablehnend: „Eine Maut wäre kontraproduktiv. Die Beweglichkeit würde verteuert. Wenn das die Nachbarländer nachmachen, wirkt es sogar in beide Richtungen“, sagt Hauptgeschäftsführer Udo Siepmann. Die Lösung komplizierter zu machen, bringe nichts.

Eine Übergangszone einzurichten etwa verlagere den Bruch nur weiter ins Rheinland hinein. Sollten dabei Gäste ausbleiben, habe das nicht einfach mit einer Kostenrechnung zu tun. Siepmann: „Es geht auch um die Haltung: ‚Ich lass’ mich nicht schröpfen.‘“

Entlang des Kö-Grabens gibt es allerdings auch stark abweichende Stimmen: „Düsseldorf ist attraktiv genug. Die Leute werden mit Maut genauso kommen wie ohne“, sagt der Bezirks-Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Nordrhein, Rainer Spenke.

Und damit steht er nicht allein. „Wenn es nur um zehn Euro geht, wird es wohl unter der Schwelle liegen, die für eine Reiseentscheidung ausschlaggebend ist“, sagt der Sprecher von Düsseldorf Marketing und Tourismus, Roman von der Wiesche. Genau einschätzen lasse sich das freilich erst, wenn feststeht, wie die Abgabe gestaltet wird.

Auch wenn in den Hotelgaragen viele Autos mit Kennzeichen aus Nachbarländern zu sehen seien, spiele eine Straßengebühr für die meisten Gäste doch keine Rolle, führt Spenke aus: „Zu mehr als 80 Prozent sind das Geschäftsreisende, die eine Messe oder Partnerunternehmen besuchen.“ Da nehme man einige Euro mehr bei den Reisekosten sicher hin.

Verlässlich abschätzen, wie viele Gäste Düsseldorfs von einer Maut betroffen wären, lässt sich derzeit kaum. Die Landesstelle IT.NRW zählt Übernachtungen (siehe Grafik), nicht aber shoppende Tagesgäste. Die Statistiker unterscheiden auch nicht, wer mit dem Auto und wer per Bus, Flugzeug oder Bahn angereist ist, zudem werden kleine Beherbergungsbetriebe nicht erfasst.

Immerhin lässt sich ablesen: Auch wenn zur Weihnachtszeit viel Holländisch in den Läden zu hören ist — Übernachtungsgäste kommen aus vielen angrenzenden Ländern in die Stadt.

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