„Shades of Grey“ fesselt auch die Düsseldorfer

Seit Wochen sorgt der Erotikroman für Aufregung. An der Kö wurden mehr als 1000 Stück verkauft.

Düsseldorf. Am Freitag sind die Bücherstapel im Erdgeschoss der Buchhandlung noch hüfthoch, am Samstagabend gibt es nur noch ein paar Exemplare in der Taschenbuchabteilung zu ergattern: Seit gut einem Monat ist „Shades of Grey“ auch auf Deutsch zu haben und der reinste Kassenschlager.

Die Schmonzette hat den Erotikroman aus den Schmuddelecken auf die Bestsellerlisten katapultiert. Sogar Harry Potter hat das Buch in Sachen Verkaufszahlen schon längst hinter sich gelassen. Millionenfach haben die sonst als prüde verschrienen Amerikaner zu dem Sadomaso-Schinken gegriffen. Und die Düsseldorfer folgen: Mehr als 1000 Stück gingen allein in der Mayersche-Filiale an der Kö über die Theke.

„Ganz zu schweigen von den Exemplaren, die noch im Internet und als eBook verkauft wurden“, sagt Buchhändlerin Andrea Anez. Alle wollen es lesen, besonders Frauen. Dabei ist die Geschichte so banal erzählt, wie antiquiert: Bildhübsche völlig verschüchterte Studentin (natürlich noch Jungfrau) lernt superreichen, supersexy Geschäftsmann kennen.

Während sie sich unsterblich in ihn verliebt, versucht er sie gefügig zu machen, es geht um Fesselspiele, Unterwerfung und Schläge. Und sie macht alles mit in der Hoffnung, ihn in ihre rosarote Kleinmädchenwelt zu ziehen.

Also eher keine Lektüre für die U-Bahn? Und ob. Denn scheinbar macht die Masse der verkauften Exemplare den Porno salonfähig. „Ich habe nicht den Eindruck, dass die Leute sich schämen. Im Gegenteil: Die Werbung in Internet und Frauenzeitschriften hat sogar Frauen dazu gereizt das Buch zu kaufen, die sonst vielleicht gar nicht so viel lesen“, sagt Anez. „Das Buch macht den Erotikroman populär.“

Und tatsächlich: Ganz offen stehen die Frauen mit dem Roman an der Kasse. Aber seinen Namen will im Interview eigentlich kaum einer nennen. Also doch: Alle kaufen es, aber keiner gibt zu, es im Schrank zu haben?

Geraldine Haberland kann das nicht verstehen: „Ich mache das nicht heimlich und mir ist es auch nicht peinlich. Ich kaufe das Buch, weil so viele andere es auch kaufen. Das ist wie mit ’Feuchtgebiete’, man will einfach mitreden können.“ Eine andere Käuferin vermutet viel mehr, dass viele Frauen einfach gar nicht wissen, worum es in diesem Buch überhaupt geht.

Viele, die es gelesen haben, scheinen das kitschige Märchen mit ein bisschen Schmerz aber zumindest so gut zu finden, dass sie das Erscheinen des zweiten Teils (ja, es gibt sogar drei) gar nicht erwarten können. „Wir werden oft gefragt, ob der zweite Teil nicht schon draußen ist“, sagt Anez. Natürlich alles unter dem Deckmäntelchen des Mitreden-Wollens.

Eine der wenigen, die ganz offen in der Buchhandlung auch über Inhalte reden wollte, war eine 16-Jährige: „Was da passiert, sieht man in jedem Film. Und es geht ja auch um Liebe.“ Überhaupt ist das Buch auch bei Jugendlichen der Renner. „Mich wundert es ein bisschen, warum es nicht auf dem Index steht“, sagt die Buchhändlerin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort