So wird man Kulturchef

Bernd Desinger kommt über eine Ausschreibung ans Filmmuseum. Ein Neuanfang? Eine Analyse über den Kulturklüngel.

Düsseldorf. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe war selbst erstaunt, mit Bernd Desinger einen so herausragenden Filmspezialisten mit internationalen Kontakten ans Filmmuseum holen zu können. Düsseldorf verdankt diesen Mann, derzeit noch Chef des Goethe-Instituts in Los Angeles, einer normalen Ausschreibung. Desinger hatte zufällig das Inserat gelesen, als einer von 86 Kandidaten. Er fängt am 1.August an.

Lohe hat gut gehandelt, und er hat selbstverständlich gehandelt. Bei einer Klüngelei wäre niemand auf einen Mann gekommen, der Film und Medien, Bildende Kunst und Musik zu seinen Schwerpunkten zählt. In Düsseldorf ist man nicht immer den üblichen Weg gegangen.

Gertrud Peters, künstlerische Leiterin von KIT, war einfach eines Tages da. Der damalige Oberbürgermeister Joachim Erwin drängte, die Quadriennale 2006 nahte, die Kunst im Tunnel wollte besetzt sein. So kam Peters über die Kunsthallen-Chefin Ulrike Groos, die mit ihr befreundet ist, an den Job.

Wenn die Besetzung des Generalintendanten für die Stiftung museum kunst palast über ein Jahr gedauert hat, so lag das daran, dass es eben keine Ausschreibung gab.

Vielmehr wurde Beat Wismer über eine Findungskommission ausgeguckt, in der neben dem damaligen Oberbürgermeister Joachim Erwin und Kulturdezernent Hans-Georg Lohe auch Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff und Erwin-Freund Markus Lüpertz saßen, neben Partnern von Eon und Mitgliedern des Freundeskreises. Die Findungskommission gab ihren Vorschlag ans Kuratorium weiter.

Auch die Nachfolge für Armin Zweite als Generalintendant der Kunstsammlung NRW dauerte über ein Jahr. Hier wurde wie so oft geklüngelt und nicht ausgeschrieben. Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff spricht gern von einer "Berufung".

In der Findungskommission saß auch ein Sammler, der jedoch sauer war, als sein Favorit nicht genommen wurde und dies prompt nach der Wahl verlauten ließ, so dass der Name von Marion Ackermann, der Gewählten, beschädigt wurde. Der Kölner Museumschef Kasper König wunderte sich über derlei Praktiken: "Darüber kann man nur den Kopf schütteln", sagte er im Gespräch.

Auch die Leiterin des Stadtmuseums, Susanne Anna, wurde auf einmal von OB Erwin präsentiert. Immerhin Kunsthallenchefin Ulrike Groos wurde über eine Ausschreibung an den Grabbeplatz geholt.

Zwei wichtige Positionen in der Kultur müssen in diesem Jahr besetzt werden, die Leiter des Heine-Instituts und der Kunsthalle. Joseph A.Kruse geht Ende Juni in Pension. Ulrike Groos wechselt zwar erst Anfang 2010 ans Kunstmuseum Stuttgart, aber sie wird ab Oktober ihre Tätigkeit am Grabbeplatz halbieren.

Hans-Georg Lohe will beide Stellen ausschreiben und hofft auf Persönlichkeiten, die mehr Publikum in die Häuser holen. Für die Kunsthalle sollte sich der Kandidat in der internationalen Kunst der Gegenwart bestens auskennen.

Für das Heine-Institut hofft Lohe auf einen qualifizierten Wissenschaftler, der das Institut über Heine hinaus "auch für andere Inhalte öffnet". Falls sich Lohe qualitätsvolle Ausstellungen erhofft, müsste er dem Neuen wohl versprechen, das Haus zu sanieren. Bei Desinger im Filmmuseum sattelte Lohe 100.000 Euro auf den mit 60.000 Euro mäßigen Etat auf.

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