Düsseldorfs Mann fürs Grüne

Gartenkünstler Maximilian Friedrich Weyhe hat den grünen Ring um die Innenstadt gezogen. Ein Ziel, das er 42 Jahre lang beharrlich verfolgte.

Düsseldorf. Kurfürst Johann Wilhelm hat sein Denkmal auf dem Marktplatz noch selbst in Auftrag gegeben. Der eingravierte Zusatz „von den dankbaren Bürgern“ auf dem Sockel kam erst im Zuge romantisierender Erinnerung 1831. Ehrlich dankbar aber waren die Bürger einem anderen Mann, dem sie im Hofgarten ein Denkmal setzten: dem königlichen Gartenbaumeister Maximilian Friedrich Weyhe.

Schon kurz nach seinem Tod im Oktober 1846 starten die ersten Spendenaufrufe, 1850 wurde der Kölner Künstler Carl Hoffmann mit der Gestaltung des Denkmals beauftragt. Es zeigt Weyhe als Architekt des Hofgartens auf einem Baumstumpf sitzend. In der linken Hand hält er einen Plan, in der rechten einen Stift. Für Düsseldorf war das Denkmal ein absolutes Novum: Es war das erste, das einem Bürgerlichen gewidmet war. Und es war das erste für einen Künstler. Die Büste für Friedrich Wilhelm von Schadow, dem Mitbegründer der Kunstakademie wurde erst 1869 aufgestellt, das Denkmal für den Schadow-Vorgänger Peter Cornelius sogar erst 1879. In beiden Fällen war das 50-jährige Bestehen der Kunstakademie im Jahr 1869 der Anlass. Für das Weyhe-Denkmal gab es keine solchen Anlass — außer der Dankbarkeit der Bürger.

Wer aber war dieser Mann, der 42 Jahre lang das Düsseldorfer Grün betreute und damit in einer entscheidenden Phase das Stadtbild scheinbar für die Ewigkeit prägte? Hofgarten, Schwanensee und Spee’scher Graben tragen seine Handschrift, er entwirft Alleen und Friedhöfe und er kümmert sich im Auftrag der preußischen Regierung um die Anlagen im Krefeld und Koblenz.

Daneben entwirft er auch Gartenanlagen für private Auftraggeber. Auf Düsseldorfer Stadtgebiet gehen in großen Teilen der Schlosspark Kalkum auf ihn zurück, der Park um den Rittersitz Unterbach, von Schloss Mickeln und die „englische Umformung“ des Gartens von Schloss Heltorf.

Aber es ist nicht nur sein Können, das Weyhe auch für Adel und hohe Verwaltungsbeamte so interessant macht. Denn südlich des alten Hofgartens betreibt Weyhe eine Baumschule, in der er auch exotische Gehölze heranzieht. Der Name „Weyhe“ steht für gute Planung und seltene Pflanzen und der staatliche Gärtner kann damit sein eher karges Salär aufbessern.

Aber der Gewinn steht bei Weyhe nicht an oberster Stelle. Er ist wie sein Vater ein Gärtner aus Leidenschaft. Aufgewachsen in den Schlossgärten von Poppelsdorf und Brühl, begeistert er sich schon als Kind für die Botanik. Das Gärtnerhandwerk lernt er bei Vater und Onkel (siehe Kasten), während der Wanderjahre studiert er die neue, die englische Gartenkunst und erweitert in Wien, wo er mehrere Jahre bleibt, seine Botanikkenntnisse. Und so bekommt Wehye seine erste Stelle in Köln nicht wegen seiner landschaftsgestalterischen Fähigkeiten, sondern er wird 1801 als Botanischer Gärtner eingestellt. Doch das Gehalt ist gering und so kommt Weyhe die Anfrage des Düsseldorfer Staatsrats Georg Arnold Jacobis zur Ausarbeitung von Plänen für die geschleifte Festungsanlage gerade recht.

Anfang 1804 wechselt Weyhe nach Düsseldorf und die ehemalige Festung wird für ihn zur Lebensaufgabe. Denn während unter den bayerischen Kurfürsten und Napoleon die Neugestaltung des alten Hofgartens und die Anlagen des neuen Teils bis zur heutigen Maximilian-Weyhe-Allee noch zügig vorangehen (bis 1812 ist beides weitgehend abgeschossen), geraten die Arbeiten danach ins Stocken. Der dritte Teil mit dem Napoleonsberg wird erst 1820 fertig. Schwanenspiegel und Spee’scher Graben erst ab 1827 in Angriff genommen.

Aber allen Widrigkeiten und Finanzproblemen zum Trotz treibt Weyhe die Umgestaltung des Festungsgürtels in einen Gartenring mit großer Beharrlichkeit und Zähigkeit voran. Selbst eine Zerschneidung des Hofgartens durch den Ausbau der Heinrich-Heine-Allee zu einer großen Nord-Süd-Achse weiß er zu verhindern. Kein Wunder also, dass schon ein Jahr nach seinem Tod der Künstler Rudolf Wiegmann, Mitglied der Malerschule und Professor für Baukunst an der Kunstakademie, ein Aquarell für ein Erinnerungsdenkmal entworfen hat — man weiß, dass man mit ihm jemanden verloren hat, der mit den großen Gartenkünstlern seiner Zeit auf Augenhöhe stand.

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