Große Unternehmer prägten auch die Entwicklung der Stadt

Fritz Henkel, Heinrich Lueg, Ernst Poensgen und Ferdinand Heye haben hier produziert — und die Einwohner beeinflusst.

Düsseldorf. Henkel, Heye & Co. Die ausgewählten Unternehmer haben eins gemeinsam: Sie haben im heutigen Stadtgebiet nicht nur ihre Produkte hergestellt und damit Gewinne erwirtschaftet, sondern sie haben tatkräftig und nachhaltig zur Entwicklung der Stadt und ihrer Menschen beigetragen. So entstanden neue Stadtviertel, kulturelle Einrichtungen, wichtige Verkehrsverbindungen, Bauwerke und auch Sportvereine. Und: Sie haben den Namen Düsseldorfs in die Welt getragen.

Vom Tellerwäscher zum Millionär, so ähnlich war es wohl auch bei Fritz Henkel, dem Knaben mit einer lebhaften Neigung für chemische Vorgänge. Seiner Neugierde, Experimentierfreudigkeit und vielleicht auch etwas Mitleid mit den Frauen, die sich zu seiner Zeit mit der Wäsche im Haushalt abplagten, ist es zu verdanken, dass wir heute weltweit nur etwas Pulver in eine Waschmaschine streuen und alles geht wie von selbst.

In einer Aachener Hinterhof-Fabrik begann 1876 der Siegeszug, mit dem Henkel und sein Bleich-Soda weltweit bekannt wurden. Aufgrund der Nachfragen waren die Umzüge nach und innerhalb von Düsseldorf relativ schnell über die Bühne gegangen. Aber trotz des großen Erfolges (auch mit anderen Produkten, sogar Tee), hat Henkel getreu dem Motto „Mir und meinem Werk geht es nur gut, wenn es meinen Mitarbeitern gutgeht“ die Zügel des Unternehmens geführt. Seine betriebliche Sozialpolitik als Fürsorgeangebot für alle Beschäftigten und ihren Familien von der Wiege bis zur Bahre ist im Henkel-Archiv auf vielen Seiten dokumentiert. Neben dem ersten Markenzeichen, einem Löwen im Strahlenkranz, und einer durchdachten Propaganda-Strategie (so hieß damals die Werbung) verbot er seinen Mitarbeitern, abfällige Urteile über die Konkurrenz abzugeben: „Stellen Sie die Vorzüge unserer Artikel in ein klares helles Licht. Henkel-Werbung trommelt nicht, sie spricht leise, klärt auf und erinnert.“

Und was hat Henkel sich noch alles einfallen lassen, damit es mit der Firma klappt? Die Henkelaner konnten auf zahlreiche kostenlose Erleichterungen ihres Arbeits- und Familienlebens zurückgreifen. Es entstanden viele Werkswohnungen (ein ganzer Stadtteil) und bei günstigen Darlehnsrückzahlungs-Modalitäten mahnte Henkel „das Maul zu halten, sonst kommen sie alle“. Als ein Henkel-Vertreter seinen Job hinschmeißen wollte, weil die Spesen höher als die Einnahmen waren, gab es kostenlose Lebenshilfe á la Henkel: „Morgen spazieren gehen, gut dinieren mit Flasche Sekt und übermorgen wieder ran.“

Mit einer großen Schiebung wurde er 1976 mit einem Schlag weltberühmt: Heinrich Lueg. Denn eine neu gebaute Oberkasseler Brücke wurde in die Position der alten Rheinquerung an der Brückenrampe am Luegplatz geschoben. Das passte so richtig zum Ingenieur, der zudem auch schon 1898 für die allererste feste Rheinbrücke nach Oberkassel mitverantwortlich war. Mit seinem Namen sind auch untrennbar einige Ausstellungen/Messen (1880, 1902) und die Rheinbahn-Gründung (1896) verbunden. Die Luegallee, so benannt 1909, und der Luegplatz in Oberkassel erinnern heute noch an den Mitbegründer.

Lueg selbst war Teilhaber einer Maschinenfabrik in Grafenberg mit bis zu 2000 Mitarbeitern. Die Firma galt als mustergültig in der Fürsorge ihrer Mitarbeiter. Lueg schaffte es durch hartnäckige und persönliche Bemühungen, Finanzierungsmodelle der Ausstellungs- und Stadt-Projekte durchzusetzen. Aber ihm war auch klar, dass er gute Beziehungen zur Stadtverwaltung pflegen musste. Im späteren Oberbürgermeister Wilhelm Marx fand er einen Vertrauten. Lueg war mit vielen Künstlern bekannt und führte den Vorsitz im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen. So viel Engagement in zahlreichen Wirtschaftsgremien und starker Einsatz für die Belange Düsseldorfs wurden mit einem Dankestelegramm des Kaisers zur Brückeneinweihung belohnt.

Ernst Poensgen stammt aus einer verzweigten Eifeler Unternehmerfamilie. Er machte sich in Düsseldorf einen Namen als erfolgreicher Unternehmer in der Eisen- und Stahlindustrie und gehörte als innovativer Ideengeber zur Führungsriege der Deutschen Schwerindustrie. Auch er engagierte sich bei großen Ausstellungen in Düsseldorf. Als Mäzen gründete, unterstützte, regte er an bei Sport und Kultur — zum Beispiel Ernst-Poensgen-Kampfbahn, Düsseldorfer Eislauf-Gemeinschaft (DEG), Eisstadion Brehmstraße, Rochusclub, Verschönerungsverein, Märchenbrunnen im Hofgarten oder Schauspielhaus von Dumont-Lindemann. Für Poensgen war das eine Herzensangelegenheit, verbunden mit Fürsorge für seine Arbeiter. Eine Stiftung und eine Straße wurden nach ihm benannt.

Tausende von Einmachgläsern in Kellerregalen mit dem Gerrix-G und Krönchen oben drauf, unzählige Flaschen auf der ganzen Welt, alle mit dem Absender: Gerresheim. Ferdinand Heye gründete 1864 in Gerresheim (noch nicht Düsseldorf) eine Glashütte. Mit seinem Sohn Hermann baute er das Werk zum weltweit führenden Hohlglas-Produzenten aus. Aber sie bauten auch einen ganzen Stadtteil mit verschiedenen Siedlungstypen, Kirchen, Schulen und vieles mehr. Trotz umfangreicher Wohlfahrts- und Sozialleistungen führte er ein strenges Regiment gegenüber Belegschaftsteilen, wenn es um betriebliche oder politische Mitbestimmung ging.

Heyestraße, Jugendtreff Heye-Bad, Heye-Park um den ehemaligen Wohnsitz (Schloss Elbroich) in Holthausen erinnern an die Heyes. Doch die Gerresheimer Glashütte machte 2005 dicht.

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