725 Jahre Düsseldorf: Suitbertus war ein Graf von Nottingham

Vor 1300 Jahren starb der angel- sächsische Suitbertus, Missionsbischof und Klostergründer, auf einer Rheininsel, dem heutigen Kaiserswerth.

Düsseldorf. Als Kind war’s eine grauselige Vorstellung: Da wird von mehreren Männern ein Behälter durch die Straßen getragen — und darin sind echte Knochen? Und weil die Knochen zu einem Heiligen gehören, sind Schreine dieser Art aus feinstem Holz, Silber oder sogar Gold.

Düsseldorf, dessen Wurzeln nicht so weit zurückreichen wie beispielsweise die des römischen Köln, hat nicht eine solche Fülle an Kirchenschätzen vorzuweisen. Aber schon weit vor seiner Stadtgründung hat in den heutigen Grenzen der Stadt mit Suitbertus ein bedeutender Missionar gewirkt. So sind auf der aktuellen Website des Erzbistums Köln sieben Düsseldorfer Kirchen mit Wallfahrtszeiten eingetragen. Eine davon ist die Basilika St. Suitbertus in Kaiserswerth.

Der Ort hat früh eine große Anziehungskraft entwickelt. Mal war von 20 000, dann von 40 000 oder im Jahr 1842 sogar von 70 000 Pilgern von überall her die Rede. Enorme Zahlen, das Suitbertus-Fest mit Schrein- und Lichterprozession hatte sich über die Nachbargrenzen der Benelux-Länder bis nach Großbritannien hin zu einer Art völkerverbindenden Veranstaltung entwickelt. 2013 wird der 1300. Todestag von Suitbertus gefeiert.

Neben der Legende vom Stern, der seiner Mutter vor seiner Geburt im Jahr 647 erschien (siehe Kasten), ranken sich die meisten Berichte über sein Leben und Wirken durch selten belegbare Geschichten, Wunderheilungen und andere Ereignisse. Einzig sein Zeitgenosse und Chronist Beda Venerabilis kommt der Lebensgeschichte von Suitbertus nahe. „In England geboren, trat er bereits im frühsten Alter, getreu dem Vorbilde seines Lehrers, des tugendhaften Priesters Egbert, in ein irisches Kloster ein. Hier genoß der Jüngling bald in gleichem Maße den Ruf eines überaus heiligmäßigen Mannes. (...) Stunden und Tage saß er dem weisen Lehrer zu Füßen, ihm zu lauschen, wenn jener von den Schönheiten der heiligen Religion erzählte...“

Im Jahr 690 (nach Beda) bricht Suitbertus mit anderen Wandermissionaren von der Insel auf, um auf dem Festland zunächst den Friesen (Gegend um Utrecht) die neue Religion, das Christentum, näher zu bringen. Suitbertus wird als ehrgeiziger „Aktivist“ bezeichnet, der weit nach Osten vordringen wollte, jenseits des Rheins in die unerforschten heidnischen Gebiete.

In Abwesenheit von Willibrord ermunterten die zurückgebliebenen Mönche Suitbertus, nach Britannien zurückzukehren und dort die Bischofsweihe vom Heiligen Wilfrid (Bischof von York) zu empfangen. Nach der Weihe ging er ins Gebiet der Borukterer zwischen Ruhr und Lippe. Mühsamen soll er sich deren nachhaltige Achtung erworben haben. Mit ihm war nicht nur ein neuer Gott ins Land gekommen, sondern sie sahen auch, dass der fleißige Missionar neue Formen der Bodenbewirtschaftung oder Ansiedlungen ins Land brachte. Er wollte mit seiner Missionsarbeit Brücken schlagen.

Das gefiel den heidnischen Sachsen nicht, sie zettelten einen Krieg gegen das Volk der Borukterer an. Suitbertus wurde gefangen und gefoltert. Er konnte den Peinigern entfliehen und sich 698 auf einer Rheininsel niederlassen, die ihm der fränkische Hausmeier Pippin von Heristal für seine Missionsarbeit mit ausreichender wirtschaftlicher Versorgung und im Schutz eines befestigten Königshofes (Rhinhusen) zur Verfügung stellte. Das älteste Kloster des Erzbistums Köln auf rechtsrheinischem Gebiet konnte 710 gegründet werden. Die kleine Rheininsel wurde nach ihm Swidbertswerth benannt. Erst später wurde daraus das allmählich verlandete Kaiserswerth.

Die Gründung des Klosters und späteren Stifts (11. Jahrhundert) bereitete den Siegeszug des Christentums in den rechtsrheinischen Germanengebieten vor. Auf der Insel konnten sich „Gleichgesinnte“ niederlassen. Suitbertus soll diese Zeit auf der Insel „in beschaulicher Zurückgezogenheit“ bis zu seinem Tod im Jahr 713 verbracht haben.

Dennoch war es ihm stets ein Anliegen, Schüler zum aktiven Wirken zu bewegen, wie er es mit den Wandermissionaren begonnen hatte. Die legendäre Bezeichnung als „Apostel des Bergischen Landes“ überstrahlt ein wenig den wirklichen Wirkungskreis in unmittelbarer Umgebung von Kaiserswerth und angrenzender Rheinebene.

Aber dennoch muss der „Suitbertus-Kult“ im Bergischen Land und am Niederrhein eine solch starke Faszination ausgeübt haben, dass selbst die Arbeit und Einflüsse der Schüler und Nachfolger von Suitbertus, oft noch viele Jahre später, ihm selber zugeschrieben wurden.

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