Stadtjubiläum: Chöre bringen ein Ständchen

500 Sänger aus 22 Chören traten am Samstag über acht Stunden lang auf zwei Bühnen in der Innenstadt auf.

Düsseldorf. Die Umgebung, das Publikum, für die meisten Sänger ist das Neuland. Und gerade deshalb genau richtig. Denn so können die Musiker beim Tag des Chores am Samstag in der Stadt Menschen erreichen, die ihre Auftritte normalerweise nicht sehen. „Open Air, fremde Zuhörer, das ist schon ungewöhnlich“, gibt auch Markus Bornefeld, Leiter des Männerchors Düsseldorf, nach dem Auftritt unumwunden zu. Der Normalfall seien eben Weihnachts- und Frühjahrskonzerte vor den langjährigen und treuen Zuhörern.

22 Chöre treten anlässlich des 725. Stadtjubiläums zwischen 12 und 20 Uhr auf zwei Bühnen, am Uerige und hinter dem Stadtbrückchen, auf. Etwa 500 Sänger stehen auf der Bühne. „Eine gute Möglichkeit, sich zu präsentieren“, sagt Bornefeld. Der Chor — Altersschnitt 72 Jahre — sei schließlich ständig auf der Suche nach Nachwuchs. Zuhörer Manfred Klein, von der Musik begeistert, spricht gar von „Nostalgie“, denn junge Menschen würden sich heute mehr für ihren Laptop als fürs Singen interessieren.

Ein Vorurteil, gewiss, zumal ebenso Kinder und Jugendliche auf der Bühne des Chortages stehen, so der Pop-Chor oder der Kinderchor der Zionskirchengemeinde.

An der Ecke Markt-/Rheinstraße gegenüber dem Uerige tobt das bunte Leben. Der Köbes bahnt sich seinen Weg durchs Publikum und bietet sein Alt feil. Der Männerchor singt von der Traube, die erst in die Tonne und schließlich ins Fass kommt und eine steife Brise geht durch die Blätter der Ahornbäume.

Derweil gibt der Chor der orthodoxen Kirche in Eller griechisches Liedgut hinterm Stadtbrückchen zum Besten. Der Teil der zufällig vorbeikommenden Passanten ist hier dennoch ungleich geringer als am Uerige. „Der Standort ist nicht ideal“, gibt Dimitris Kraitsis zu bedenken, dessen Frau gerade auf der Bühne steht. Als Alternative schlägt er den Marktplatz vor dem Rathaus vor. Dort wäre mehr Publikum garantiert.

Wenige Meter südlich wird es vor dem Uerige bunt: Die Männer und Frauen des Chors „Echo“ haben in farbenfrohen Gewändern die Bühne betreten, um mit Begleitung von Akkordeon sowie Schellenkranz russische, deutsche und ukrainische Volkslieder zu präsentieren. Anni Rosemarie Becker ist mit ihrem kleinen Australian Silky Terrier Kira extra aus Erkrath gekommen, um die Vielfalt des Tag des Chores zu erleben — insbesondere die „tiefen Männerstimmen und die russischen Volkslieder. Mir liegt auch die russische Literatur sehr. Diese Kultur fasziniert mich.“ Ihren Schirm kann sie glücklicherweise in der Tasche lassen.

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