Die eigene Stadt neu entdecken

Mit der „Tour der sanften Tristesse“ bekommen die Zuschauer einen anderen Blick auf Gerresheim, Eller, Flingern.

Düsseldorf. Welche Geschichte versteckt sich wohl hinter einer Bordsteinkante, einem Gartenzwerg oder einer Bushaltestelle? Können diese Orte, die auf den ersten Blick öde und trist erscheinen, einen zu Tagträumen und Phantasien anregen? Das möchte die „Tour der sanften Tristesse“ erreichen, die im Zuge des Asphalt-Festivals läuft, welches die WZ als Medienpartner begleitet.

Eigentlich alltägliche und bekannte Flächen eines Stadtteils sollen komplett neu wahrgenommen werden: „Es geht um Orte, wie eine Bushaltestelle, die so unattraktiv und langweilig ist, dass sie einem richtig leidtun. Aber die Haltestelle kann ja nichts dafür“, sagt Alexander Steindorf, der die Tour durch Gerresheim, Flingern und Eller inszeniert.

Die ganz eigene Vorstadtidylle der Randbezirke soll künstlerisch genutzt werden: „Ich versuche die vorhandene Tristesse nicht zu vertreiben, sondern eine triste Romantik drüberzulegen“, so der 39-Jährige weiter. Um diese Wirkung zu erreichen, werden vor Ort zum Teil romantisierende Texte vorgetragen.

Die Idee zum bereits ausverkauften Projekt (für alle anderen Veranstaltungen des Festivals gibt es noch Karten) kam dem Regisseur und Schauspieler bei einer Wanderung mit seinem kleinen Sohn von Gerresheim nach Bilk. Am 9. und 10. Juli haben die Teilnehmer die Möglichkeit, diese besondere Führung zu erleben.

Für Schauspielerin Charis Nass, die ebenfalls an der Umsetzung beteiligt ist, stellt diese Idee gerade für Düsseldorf einen besonderen Reiz dar: „Die Tour passt perfekt hierher, weil es zu oft um Oberflächliches geht. Wir lösen uns vom kleinen Teil Düsseldorfs mit Kö und Luxus und zeigen Ecken in den Randbezirken, wo man sonst nicht hingehen würde“, so Nass. Alexander Steindorf unterstreicht diese Intention: „Man taucht als Zuschauer zur Abwechslung mal in die urbanen Teile Düsseldorfs ein, die ganz und gar nicht dem Schicki-Micki-Klischee entsprechen“.

Durch die Tour der sanften Tristesse würden Randbezirke wie Eller anschließend anders wahrgenommen. Die rund 90-minütige Tour, an deren Inszenierung insgesamt über 30 Schauspieler und Laien beteiligt sind, beginnt und endet jeweils am HPZ. Mit einem Bus der Rheinbahn wird das Publikum chauffiert und überall lauern Überraschungen auf die Teilnehmer. Dafür sorgen u.a. lebensgroße Gartenzwerge, Opernsängerinnen oder ein philosophierendes Rentnerpärchen. Für die Zuschauer empfiehlt Steindorf nur eins: „Festes Schuhwerk!“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort