DJ Loco Dice: Der kurze Moment des Glücks

Für den international erfolgreichen DJ Loco Dice bedeutet die perfekte Party, auf der Tanzfläche alles andere vergessen zu können.

Düsseldorf. Die Kraft der Musik macht Loco Dice euphorisch. Er hat eine Vision, ein Ideal von der Nacht im Club: „Auf der Tanzfläche kommen Menschen verschiedener Religion, Herkunft und Hautfarbe zusammen.“ Dort können sie Krieg und Politik für mehrere Stunden hinter sich lassen. Denn: „Die Welt ist nicht so schlecht, wie es scheint, wenn man die Nachrichten schaut.“ Im Gegenteil: lachen, feiern und das Herz öffnen, lautet Locos Devise für die Party. Der Düsseldorfer gibt dafür sein Bestes.

Loco Dice heißt mit bürgerlichem Namen Yassine Ben Achour. Er ist 37 Jahre alt, in Düsseldorf aufgewachsen und noch immer hier Zuhause. Und er ist ein Weltstar. Als DJ legt er rund um den Globus auf, bringt regelmäßig mehrere tausend Menschen — darunter viele, viele Prominente — zum Tanzen. Versucht, sie mit seiner Musik glücklich zu machen. Zumindest für einige Stunden, für den kurzen Moment auf der Tanzfläche.

Was während seiner musikalischen Sozialisation in den 90ern mit Rap angefangen hat, liegt lange hinter Loco Dice. Und doch nicht. Irgendwann wurde dem DJ und Rapper Hip Hop zwar zu langweilig, er entdeckte die elektronische Musik, House und Techno, für sich, seine Wurzeln hat er jedoch nie verloren. „Im Rap hört man heute immer noch die gleichen Platten wie früher, da ist man als DJ sehr limitiert. Techno ist diesbezüglich wesentlich spannender.“

Und doch: Loco Dice’ DJ-Sets zeichnen sich dadurch aus, dass verschiedene Stile Einfluss auf den Sound haben. Ebenso wie das Partyvolk. „Ich bin kein Egomane, ich brauche das Publikum“, sagt der DJ. Er müsse die Tanzfläche jeden Abend neu lesen, um auf Stimmungen reagieren zu können. „Das ist ein gegenseitiges Beschnuppern.“

Wichtig für seine Arbeit ist neben der Liebe zum eigenen Tun vor allem Disziplin. Denn Loco Dice ist nicht nur DJ, er führt außerdem das Label „Desolat“ sowie das Künstlermanagement „Artist Alife“, ist Produzent und Familienvater. „Ich bin Frühaufsteher. Auch wenn ich am Wochenende gearbeitet habe, bin ich montags der erste im Büro.“ Zu dieser Disziplin gehört, dass Dice seine Zeit einteilt. „Wenn ich Musik mache, dann plane ich das vorher.“

In diesen Musik-Phasen verarbeitet Loco Dice all das, was er während seines DJ-Lebens erlebt. Düsseldorf ist für ihn Ruhepol, der Rest der Welt Inspirationsquell. So ist seine Harissa-EP (2006) beispielsweise Spiegel seiner Zeit in Kolumbien. Damals ist er nach einer DJ-Nacht im Club mit Kollegen, dem Promoter und ein paar Flaschen Bier raus aufs Land gefahren. Dort saß er dann, das Wummern des Beats noch immer im Ohr, die friedliche Landschaft vor Augen und eine riesige Jesus-Statue im Rücken. Dice: „Das sind Momente, die mich inspirieren, die ich im Studio verarbeite.“

Bei allem Trubel — als DJ ist Loco Dice oft viele Monate am Stück unterwegs — ist der leidenschaftliche Fußballfan (Fortuna natürlich) froh um die ruhigen Momente in der Heimat. „Düsseldorf hat mir alles gegeben. Ich möchte der Stadt so viel wie möglich zurückgeben.“

Loco Dice ist bescheiden, zielstrebig und schätzt seine Unabhängigkeit. Immer wieder betont er, dass er in all seinem Handeln frei sein müsse. Zu dieser Freiheit zählt er auch seine „Under300-Tour“, die er schon 2009, zuletzt aber Anfang des Jahres gespielt hat. Zwölf Städte, zwölf Clubs, je 300 Zuschauer. „Ich wollte dahin, wo ich herkomme. Bei dieser Tour komme ich mit meinen Platten in den Club, habe keinen Computer aber eine viel größere Nähe zum Publikum. Das ist ein Vibe, der mich inspiriert.“ Wichtig sei, sagt er, dass man Erfolg nicht krampfhaft sucht und sich von Labels oder Casting-Shows zum Produkt machen lasse. Denn in dieser Beziehung, da sei die Welt dann doch schlecht.

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