Stefan Schwander: Der Forscher aus dem Salon des Amateurs

Als aus dem Akademie-Studium nichts wurde, ging Stefan Schwander einen anderen Weg. Heute macht er Musik und Möbel.

Düsseldorf. Stefan Schwander gerät ins Schwärmen, wenn er von Martin Denny spricht. Denny war ein amerikanischer Jazz-Pianist, Schwander ist Düsseldorfer Musiker, der seit 1995 mit verschiedenen Formationen und unter zahlreichen Pseudonymen (Antonelli, Harmonious Thelonious, A Rocket in Dub, Swimmingpool, Rhythm Maker) um die 50 Platten veröffentlicht hat.

Gemeinsamer Nenner all dieser Musik ist bis heute der Elektronik-Einschlag — und der Einfluss Dennys. „Der hat in den 50er Jahren schon Weltmusik gemacht, bevor es den Begriff überhaupt gab“, erklärt Schwander. „Diese Exotik, die Hawaii-Impressionen — das ist bis heute unerreicht und ein sehr großer Einfluss auf mich.“

Die Offenheit gegenüber fremden Klängen schwingt angenehm unaufdringlich in Schwanders neuestem Solo-Projekt Harmonious Thelonious mit. Während der acht Tracks von „Listen“, welche die Wiederholung feiern und unzählige Rhythmus- und Melodielinien übereinanderlegen, werden Bilder von Kontinenten wie Afrika lebendig. Es herrscht ein spannendes Wechselspiel, und der Hörer wird verloren geglaubte Linien auf jeden Fall wiederfinden.

Vor 27 Jahren ist Schwander von der Schweizer Grenze nach Düsseldorf gezogen. Grund für diesen Schritt war die hiesige Musikszene: „Das Label Ata tak und der Ratinger Hof haben mich sehr gereizt. Ein Freund hat mir empfohlen herzuziehen.“

In diesem Umfeld hat er auch die Platten Dennys kennengelernt. Nachdem der Plan eines Studiums an der Kunstakademie scheiterte, konzentrierte Schwander sich voll auf die Musik. Sein zweites Standbein ist das Design. „Ich habe schon mit 16 meine eigenen Möbel gebaut.“

Mit der Gründung seines Hauptprojektes Antonelli wurde es 1998 ernst für Stefan Schwander, zeitgleich gründete er mit Marc Knauer das Label Italic, bei dem auch die Düsseldorfer Shooting Stars von Stabil Elite unter Vertrag stehen. „Ästhetik und Vision waren bei Marc und mir auf einer Ebene. Seitdem versuchen wir, mit kleinem Budget und geringer Manpower mit größeren Labels mitzuhalten.“

Der Versuch gelingt — auch, weil Schwander ein Kommunikator ist, der auf Menschen zugeht, Zusammenarbeit anbietet, Demos vorlegt und Gespräche führt. Die Folge waren zunächst Club-Gigs in Städten wie Berlin, Barcelona, Madrid, Moskau und Porto.

Zuletzt hat der 50-Jährige auf dem Düsseldorfer Open Source Festival gespielt — als Harmonious Thelonious. „Nach zig Antonelli-Platten hat mich vor ein paar Jahren etwas Neues interessiert — ich wollte weniger auf den Dancefloor schielen“, erklärt Schwander. „Ich verstehe mich musikalisch als Forscher und möchte mich nicht wiederholen.“

Schwanders musikalische Heimat ist der Club Salon des Amateurs. „Dort höre ich neue Musik und habe schon viele interessante Künstler gesehen. Der Salon zeigt, dass ein Club keine riesige Lichtanlage braucht. Eine absolute Bereicherung für die Stadt.“

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