Wehrhahn-Linie: Ein Kostensprung jagt den anderen

2004 wurde das Projekt mit nur 380 Mio. Euro berechnet. Heute ist man bei weit mehr als dem Doppelten.

Düsseldorf. Lange sah man in Düsseldorf die Kostensteigerungen beim Bau der neuen U-Bahn vom Bilker Bahnhof zum Wehrhahn relativ gelassen. Solche langwierigen Großprojekte werden halt fast immer teurer als ursprünglich geplant, war der Tenor.

Und im Vergleich zu den grotesken Pannengeschichten namens Elbphilharmonie Hamburg oder Berliner Flughafen nimmt sich das Ganze hier doch fast harmlos aus. Doch ein genauerer Blick auf die Kostenentwicklung zeigt eklatante Sprünge.

1999 lag die erste Kostenschätzung bei 1,3 Milliarden Mark, allerdings für die deutlich längere U-Bahn-Strecke von der Mecum- bis zur Schlüterstraße. Übrigens: Damals hieß es, 2007 werde alles fertig sein, in Wirklichkeit erfolgte in diesem Jahr gerade mal der Baubeginn.

2004 hatte die Stadt unter dem damaligen Oberbürgermeister Joachim Erwin die Wehrhahnlinie „eingedampft“, weil Bund und Land signalisiert hatten, dass das Projekt kleiner ausfallen müsse, um in die Förderprogramme aufgenommen zu werden. Also verzichtete man auf den Ostast vom Wehrhahn zur Schlüterstraße und auf das Weststück vom Bilker Bahnhof zur Mecumstraße. Die verbleibende Kernstrecke wurde damals mit Gesamtkosten von nur 380 Millionen Euro berechnet.

Doch fortan explodierten die Kosten. Die Stadt begründete das mit einem immensen Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise (vor allem für Stahl) sowie Mehrkosten durch den damaligen Bauboom.

Die Sprünge wurden immer größer. Zum Baubeginn im August 2007 legte Erwin dem Stadtrat einen Gesamtpreis von plötzlich 650 Millionen Euro vor. Allein für die Stadt bedeutete das Mehraufwendungen von 110 Millionen Euro, denn Bund und Land hatten ihre Zuschüsse da bereits gedeckelt.

Und die Kosten stiegen Jahr für Jahr weiter: 2010 kam ein Batzen von 79 Millionen Euro obendrauf, im Spätsommer 2012 teilte Verkehrsdezernent Stephan Keller mit, dass man nochmals um 30 Millionen nach oben korrigieren müsse — auf summa summarum 780 Millionen Euro.

Eine stolze Zahl, freilich mit kurzer Halbwertzeit. Denn jetzt, keine zehn Monate später, rechnet man mit bis zu 830 Millionen Euro. Und auch das dürfte sicher noch nicht das letzte Wort sein: Wenn in den nächsten beiden Jahren auch noch die 900-Millionen-Marke geknackt werden sollte, würde das kaum noch jemanden wundern.

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