Johannes Bancken: „Meine Ohren sind empfindlicher“

Nachwuchs: Johannes Bancken ist 16 Jahre alt, liest Fantasy-Bücher und spielt so herausragend Cello, dass er bereits Jungstudent ist.

Düsseldorf. Er treibt regelmäßig Sport, liest Fantasy-Bücher, hört viel Musik und hängt gerne mit Freunden ab, tut also das, was viele seiner Altersgenossen ebenfalls gerne tun. Doch der 16-jährige Johannes Bancken hat noch eine Besonderheit zu bieten: Er spielt so hervorragend Cello, dass ihm die Jury des diesjährigen Bundeswettbewerbs von "Jugend musiziert" mit 25 Punkten die höchstmögliche Auszeichnung zuteil werden ließ.

Unterdessen macht Johannes nicht den Eindruck, dass ihm dieser Erfolg zu Kopf gestiegen wäre - im Gegenteil; er wirkt bescheiden, natürlich, uneitel. Von seinen Erfolgen spricht er eher sachlich, freilich nicht ohne den berechtigten Stolz. Bei den Regionalwettbewerben habe er regelmäßig erste Preise bekommen, sagt er. Als er mit neun Jahren eigentlich noch zu jung für den Landeswettbewerb war, habe man für ihn sogar eine Ausnahmeregelung gefunden.

Seit einem Jahr ist Johannes Bancken Jungstudent im Ausbildungszentrum "Schumann junior" der Robert-Schumann-Hochschule. Ursprünglich kommt er aus Ahaus im Münsterland. "Es ist das Los der Musiker, dass sie viel reisen müssen", sagt Johannes Bancken. Sein Professor, Gotthard Popp, hält große Stücke auf ihn: "Johannes hat sehr gute physische Gegebenheiten für das Cellospiel, kräftige und doch geschmeidige Hände", sagt der Hochschullehrer. Die cellistische Entwicklung sei in den letzten beiden Jahren besonders rasant verlaufen - vom Kind mit Freude auch am Musizieren zu einem schon verantwortungsvollen Interpreten mit einem erstaunlichen Ausdruckswillen.

Über sich selbst sagt Johannes Bancken, dass er vor den Konzerten zwar sehr aufgeregt sei, sich dies aber während des Musizierens wieder lege. "Das ist sehr angenehm, weil man sich dann ganz der Musik hingeben kann." Besonders viel in die Musik reinlegen könne man beim Spielen romantischer Stücke.

"Für Jugendliche ist die strengere Klassik viel schwieriger", meint Johannes. Für einen Haydn brauche es mehr Reife und Disziplin als bei den expressiven und gefühlsbetonten Cellokonzerten von Antonin Dvorák oder Edward Elgar.

Aber der junge Cellist interessiert nicht nur für klassische Musik. "Ich höre zu Zweidritteln Pop und nur zu einem Drittel Klassik." Er sei ja nicht "nur" Musiker, das wäre ihm viel zu einseitig. "Für die meisten Gleichaltrigen ist man als Musiker sowieso schon ein Freak", meint Johannes. Und dieses Anderssein zeige sich in manchen Lebensbereichen. So gehe er nur ungern mit in Discos. "Meine Ohren sind empfindlicher als die meiner Freunde." Altersgenossen, die selber musizieren, würden das besser verstehen. Zum Glück sei seine Freundin Pianistin.

Bei der Entscheidung für einen Beruf, sei er sich noch unsicher, sagt Johannes. "Um als Solist zu überleben, muss man außergewöhnlich gut sein." Etwas realistischer sei es, Mitglied eines Orchesters zu werden. "Doch dann hätte ich wieder Angst abzustumpfen." Aber nach dem Abi sich als regulärer Cello-Student einzuschreiben könne er sich auf jeden Fall gut vorstellen.

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