Stoff als Lernstoff — Verena studiert Modemachen

Die 22-Jährige macht ihren Bachelor in Modedesign an der AMD. Düsseldorf hat inzwischen viele Angebote für den Mode-Nachwuchs.

Düsseldorf. Erst britische Neuzeit-Hippies. Jetzt sibirische Schamanen. Sie haben Verena Winkelmann inspiriert und sollen das Thema ihrer nächsten Kollektion sein. Ihrer Abschlusskollektion. Die 22-Jährige ist Modedesign-Studentin an der AMD Düsseldorf und stets auf der Suche nach anziehender Subkultur. Gerade hat sie ein Praktikum in New York hinter sich. Und doch steht für die Modemacherin von morgen fest: Sie will sich in Düsseldorf selbstständig machen, „die Modewelt hier weiterbringen“.

Als die traditionsreiche Modeschule Düsseldorf vor neun Jahren das Schloss Eller verließ und nach Mönchengladbach abwanderte, sah es so aus, als hätte die Modestadt ihren wichtigsten Motor verloren: den Nachwuchs. Doch mit Fashiondesign-Institut, privater Modeschule und Design Department gibt es inzwischen einige Schulen, die eigene Abschlüsse für Designer anbieten (siehe Kasten), zudem können angehende Modemacher bei der Mediadesign Hochschule und der Akademie Mode und Design (AMD) ihren Bachelor machen.

Seit 2007 gibt es den B.A.-Studiengang an der Düsseldorfer AMD — sieben Semester, 625 Euro im Monat. Dennoch gibt es stets zahlreiche Bewerbungen für die 26 Plätze. Und einen Düsseldorfer Markt für die Absolventen, sagt Akademie-Leiterin Christine Kubatta: Zwar gebe es ehemalige Studenten, die heute bei Hugo Boss und Alexander McQueen arbeiten, viele seien aber in der Stadt geblieben — etwa bei C&A oder Peek & Cloppenburg. Oder mit einem eigenen Label wie Anna Eindorf, deren Mode unter dem Label „667 — one step ahead of the devil“ in Flingern gemacht, inzwischen aber sogar in Berlin verkauft wird.

„Mit gutem Konzept und Design kann man hier einiges erreichen“, glaubt Kubatta. Düsseldorf könne mehr als Kö-Chic. „Da ist viel Potenzial.“ Schwer machten den jungen Kreativen das Leben allerdings die ständig — seit Jahren auch in Flingern — steigenden Mieten. „Eine städtische Förderung wäre schön“, sagt die Akademieleiterin. Ein Kreativhaus schwebt ihr vor, in dem Designer, Werber, Künstler neben- und miteinander arbeiten und an der Karriere basteln können.

Der 22-jährigen Verena Winkelmann machen Gedanken an Mieten und Produktionskosten wenig Angst. Sie hat sich bereits mit dem Gedanken abgefunden, dass sie noch nebenbei jobben muss, wenn sie sich selbstständig machen will. „Es schwimmen viele Fische im Teich. Aber ich bin optimistisch“, sagt die junge Bochumerin. Und schließlich arbeitet sie auch jetzt noch als Sporttrainerin, um die monatlichen Beiträge für ihr Studium zu berappen.

Sie glaubt an Düsseldorf: „Es ist noch immer Dreh- und Angelpunkt. 365 Tage im Jahr finden Mode-Events statt.“ Den Master will Verena Winkelmann aber noch machen — und muss dazu nach Hamburg. Die AMD bastelt noch am entsprechenden Studiengang. „Wir sind ja eine junge Hochschule“, sagt Kubatta.

Und einen Namen für ihr Label wird die 22-jährige Studentin dann noch brauchen. Irgendetwas, das zu Hippies und Schamanen passt. Zu ihr. Und zu Düsseldorf. Hochwertig muss es sein, das steht fest. „Aber Düsseldorf kann auch sehr alternativ sein“, glaubt Winkelmann. Eine Chance für sie, etwas anzubieten, das abseits der Guccis und Pradas auf der Kö liegt.

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