Studie: Zahl der Berufspendler steigt um bis zu 40 Prozent

Forscher sagen mehr Verkehr voraus. Das Auto wird weiter dominieren, auch wenn andere Mobilitätsarten wichtiger werden.

Düsseldorf. Düsseldorf wächst, und gleichzeitig auch das Bedürfnis nach Mobilität. Folge: immer mehr Verkehr. Kann das die Innenstadt verkraften? Die Stadtplaner glauben: Ja, der Verkehrsinfarkt lässt sich vermeiden. Umstritten ist aber die Frage, welcher Weg der beste ist.

Wie arg die Probleme werden könnten, skizziert eine neue Studie der Firma Progtrans im Auftrag der Stadt, die jetzt im Verkehrsausschuss vorgestellt wurde. Thema: „Grundlagen für die Düsseldorfer Verkehrsprognose 2025“. Darin werden drei Szenarien entworfen. Im Trend-Szenario sind aktuelle Entwicklungen linear in die Zukunft hochgerechnet worden. Dann gibt es noch zwei Szenarien, in denen zum einen von einer günstigen Konjunkturentwicklung ausgegangen wird und zum anderen von einer schlechten.

Ergebnis: In jedem der drei Fälle steigt die Einwohnerzahl in Düsseldorf — je nach Szenario unterschiedlich stark. Die benachbarten Kreise Neuss und Mettmann, aus denen die meisten Pendler kommen, verlieren hingegen Einwohner. Die Zahl der Arbeitsplätze wird in der Stadt und den Kreisen tendenziell dennoch weiter ansteigen — bei ungünstiger Konjunktur immerhin noch weitgehend stabil bleiben. In der Studie heißt es: „Mit der Attraktivität der Stadt Düsseldorf als Wohn- und Arbeitsort intensivieren sich die Pendlerverflechtungen mit dem Umland. In allen Szenarien wird die Anzahl der Berufspendler deutlich zunehmen.“ Konkret: Die Zahl der täglichen Berufseinpendler wird von 226 900 im Jahr 2008 bei schlechter Konjunktur auf 259 300 im Jahr 2025 steigen und auf 319 300 bei guter — das wären sage und schreibe rund 40 Prozent mehr.

Auch die Zahl der Auspendler wird steigen: von 74 700 auf rund 100 000, und zwar in jedem der Szenarien. Auf hohem Niveau stabil bleibt derweil die Zahl der Freizeitfahrten. Sie wird von 264 600 auf maximal 277 000 je Werktag steigen.

Tendenziell wird es also mehr Verkehr geben. Doch welche Verkehrsmittel werden die Düsseldorfer 2025 nutzen? Die Studie geht einerseits von steigenden Einkommen aus, die Kosten für Mobilität werden prozentual aber stärker steigen. Gründe: Zum einen bekommen die Verkehrsunternehmen weniger Zuschüsse, müssen also einen höheren Kostendeckungsgrad erreichen (die Rheinbahn liegt zurzeit bei rund 80 Prozent). Zum anderen gehen die Experten davon aus, dass Autofahren nicht nur wegen steigender Energiekosten teurer wird, sondern auch „durch höhere Umweltstandards und Bemautung auf Fernstraßen wie auch in hoch verdichteten Städten“.

Im Düsseldorfer Rathaus ist man in Sachen Citymaut zwar eher skeptisch. Wie die WZ berichtete, gibt es kritische Stimmen aus allen größeren Fraktionen. Regierungspräsidentin Anne Lütkes (Grüne) sieht hingegen „kein Tabu“, man müsse „ohne Scheuklappen über neue Finanzierungsmodelle nachdenken“, sagte sie dem Express. Auch Martin Volkenrath (SPD), Vorsitzender des Verkehrsausschusses, hält die Idee zumindest für diskussionswürdig. Er ahnt aber auch: „Das würde für große ideologische Diskussionen sorgen.“

Trotz allem: Die Forscher glauben, dass der Motorisierungsgrad in Düsseldorf leicht zurückgeht — die Einwohnerzahl wird also wohl stärker steigen als die Zahl der Autos, die nur leicht nach oben geht.

Im Fazit der Studie heißt es: „Spürbare strukturelle Änderungen in der Personenverkehrsmobilität sind nicht in Sicht.“ Soll heißen: Das Auto wird weiter eine dominierende Rolle spielen. Das Plus an Verkehr verteile sich aber auf die Alternativen: „Die Anzahl der über die Rheinbahn verkauften Zeitfahrausweise wird bis 2025 zunehmen.“ Und: „E-Mobilität und flexible Verleihsysteme (Pkw, Rad) setzen sich zunehmend durch, werden jedoch die bisher bekannten Mobilitätsformen nicht großflächig ablösen.“

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