Erasmus Eller: Glastürme für mehr Transparenz

Erasmus Eller vom Pempelforter Architekturbüro Eller + Eller wirbt in Osteuropa mit offenen Vereinbarungen auch für die europäische Idee der Demokratie.

Düsseldorf. Erasmus Eller steht seit zehn Jahren dem Architekturbüro Eller + Eller als alleiniger Gesellschafter vor. Im Ausland wirbt er für Demokratie, in Düsseldorf wünscht er sich mehr Anerkennung für das Erbe seines Vaters. Berlin, Moskau, Kiew — der Weg des Düsseldorfer Büros Eller + Eller führt seit zwei Jahrzehnten klar nach Osten.

Mit Präferenz Osteuropa — kleinere Filialen in Abu Dhabi und Riad, gibt Inhaber Erasmus Eller offen zu, mussten wegen der Weltfinanzkrise geschlossen werden, vorerst jedenfalls. Was Eller am Auslandsengagement reizt, ist mehr als nur die Hoffnung auf prestigeträchtige Großaufträge: „Gerade dieses Arbeiten in zwei Welten ist sehr spannend, weil es Widersprüche erzeugt.“ Sie sorgten dafür, dass man auch für Deutschland am Ende manches anders interpretiere.

Eller weiß, wovon er spricht: Von 1993 an baute er den Moskauer Standort des väterlichen Partnerbüros auf. Unter deutschen Architekten war er einer der wenigen, die ein Engagement im politisch ungewissen, neuen Russland wagten. Was mit einer Denkmalsanierung für die West-LB und Privathäusern wie für den ehemaligen Schachweltmeister Garri Kasparow begann, mauserte sich über die Jahre zu einem wichtigen Standbein:

Derzeit baut das Büro aus der Pempelforter Augustastraße ein gemischtes Büroviertel mit einem 200 Meter hohen, gläsernen Doppelhochhaus an der Moskwa direkt gegenüber der Moskauer City. Aber auch Verwaltungssitze für DAX-Konzerne wie Metro, Siemens und Daimler haben Eller + Eller in der russischen Zwölf-Millionen-Kapitale schon errichtet.

Auch von russischen Kollegen wird dem 48-Jährigen mittlerweile Wertschätzung entgegengebracht: Seit kurzem zählt er zu den wenigen ausländischen Architekten, die ordentliches Mitglied der russischen Architektenkammer sind. Das erleichtert das Arbeiten vor Ort immens, kann das Büro doch nun auch in Russland vom Entwurf bis zur schlüsselfertigen Ausführung alle Leistungen aus einer Hand anbieten.

Nicht allein um den Export von Technologie geht es dabei: „Mit unseren gebauten Projekten werben wir auch immer für unsere europäische Idee der Demokratie“, meint Eller, der mehrfach auch schon an offiziellen Auslandsdelegationen der Bundesregierung teilgenommen hat. Offene, transparente Entscheidungsprozesse, wie sie sein Büro praktiziere, seien für viele Bauherren und Planer im ehemals sozialistischen Osteuropa noch Neuland.

Mit aktuell fünfzig Architekten sind Eller + Eller vor allem im Bereich des Verwaltungsbaus tätig. Ein Steckenpferd ist aber auch der Bau von Hochschulen. In Moskau ist derzeit eine Finanzakademie in Planung, in Wiesbaden baut das Büro den Jura-Campus für die European Business School.

Ganz groß geschrieben wird für Eller dabei das Thema Kommunikation: „Wir entwerfen Orte, wo man nicht nur Fachwissen vermittelt bekommt, sondern auch als Persönlichkeit mit Blick über den Tellerrand reifen kann.“

Das Erbe seines Vaters Fritz Eller versucht der Sohn verantwortungsvoll weiterzuführen. Vor zwei Jahren hat er den Landtag, 1979 von seinem Vater entworfen, um einen Anbau erweitert. Kaum sichtbar, „denn ich wollte mich nicht in den Vordergrund spielen“.

Mit Unmut beobachtet Eller dagegen derzeit den geplanten Umbau des Dreischeibenhauses. Bisher hätten weder die Architekten HPP noch der neue Eigentümer Momeni mit seinem Vater Kontakt aufgenommen. Fritz Eller, lange für HPP tätig, gilt als maßgeblicher Kopf hinter dem legendären Hochhaus am Hofgarten.

Vor allem die filigrane, in Zukunft doppelt verglaste Fassade, soll er entwickelt haben. „HPP würde kein Juwel aus der Krone fallen, wenn sie endlich die wahre Urheberschaft zugeben und meinen Vater in das Sanierungsvorhaben einbinden würden.“

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