Wojtek Grabianowski - Ein Architekt zum Anfassen

Wojtek Grabianowski ist im Architekturbüro RKW Partner. Sein zurzeit wichtigstes Projekt: die Arena in Danzig.

Düsseldorf. Als Wojtek Grabianowski (66) vor 40 Jahren zu Helmut Rhode, Friedel Kellermann und Hans-Günter Wawrowsky stößt, ist er der erste Ausländer in der Düsseldorfer Architektengemeinschaft RKW. Heute befindet sich der gebürtige Pole in internationaler Umgebung. Von den 300 RKW-Mitarbeitern sind 80 Ausländer — Menschen aus 33 Nationen bilden an der Tersteegenstraße in Golzheim sowie in zahlreichen Außenbüros eine interkulturelle Achitekturschmiede.

Wojtek Grabianowski ist Geschäftsführender Gesellschafter bei RKW. Auch die Dependancen in Warschau und Danzig leitet er. Seine Aufgabe ist deshalb vordringlich die Akquise — Kontakte pflegen, Kunden gewinnen, Verhandlungen führen. „Aber ich möchte auch den klassischen Architekten spielen“, sagt der 66-Jährige. Doch für seine kreative Sehnsucht bleibt zumeist nur das Wochenende.

Umso mehr blüht er auf, wenn er die Projekte seiner Abteilung präsentieren kann und von Schreibtisch zu Schreibtisch der Kollegen geht. „Hier wird alles nur noch am Computer gemacht“, erzählt der Magister Architekt — den Titel hat er an der Kunstakademie in Posen erworben. Er gilt als gute Seele des Hauses, als Mann zum Anfassen, der selbst lieber etwas in den Händen hält. Als er das sagt, greift er sich immer wieder Module von Modellen, um dies anschaulich zu machen.

Auch kleinste Einheiten von einem Kiosk für den Ticket-Verkauf der Weißen Schiffsflotte am Main in Frankfurt sind dabei. Der 66-Jährige spielt detailverliebt mit einer Lichtsäule des in Wirklichkeit gerade mal vier mal vier Meter großen Häuschens.

16 Quadratmeter für einen Kiosk, das sind geradezu Peanuts für die Größe der Projekte des Düsseldorfer Architekturbüros (siehe Kasten). Der zurzeit populärste Coup von Grabianowski: In seiner Kreativabteilung ist die PGE Arena in Danzig entstanden, in der bei der Fußball-Europameisterschaft 2012 (Polen/Ukraine) drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale ausgetragen werden sollen — am liebsten vor 44 000 Zuschauern.

Kurz vor seiner Fertigstellung erinnert das Stadion optisch an den Rather Dome, der ebenfalls an der Tersteegenstraße konzipiert wurde. Farblich wird allerdings eine andere Symbolik herauskristallisiert. „Danzig ist die Hauptstadt des Bernsteins“, erklärt der Düsseldorfer Architekt. Das sogenannte Gold der Ostsee gibt der Arena einen gelblich-bräunlichen Schimmer.

Schattierungen auf der Außenhülle lassen die runde Kampfbahn wie eine Welle schwappen, und das Tragwerk als Schiffsrumpf soll ebenfalls an die Strände des Baltikums erinnern.

Stadien als regionale Sinnbilder, denen Architekten Identifikation einhauchen sollen — viele Interessen spielen dabei eine Rolle. „Der Architekt ist immer mehr jemand, der kommunizieren muss“, sagt Grabianowski. Er müsse die Fähigkeit haben, zwischen Planern, Denkmalpflegern, Bankern und Investoren hin- und herzulavieren. Gerade zu letzteren habe sich das Verhältnis verändert. „Die Wirtschaftlichkeit steht heute im Vordergrund.“

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