Die andere Seite der Fortuna

„Einfach nur Fußball“ ist das Motto des bekanntesten Sportvereins der Stadt. Doch das stimmt nicht ganz. Schon seit 1895 werden viele andere Sportarten angeboten.

Düsseldorf/Flingern. Die rot-weiße Euphorie-Welle rauscht durch Düsseldorf. Der Aufstieg in die Fußball-Bundesliga ließ die Mitgliederzahl der Fortuna innerhalb von sechs Jahren von rund 2000 auf mehr als 17 500 Mitglieder anwachsen. „Diese Entwicklung ist phänomenal. Wenn mir das jemand vor zwei Jahren gesagt hätte, hätte ich das nicht glauben können“, sagt Präsident Peter Frymuth. Die meisten reiten natürlich auf der Euphoriewelle mit, wollen sich so als Mitglieder den erleichterten Erwerb von (Dauer-)Eintrittskarten für die Fußballer sichern.

Doch die Fortuna hatte immer mehr als Fußball zu bieten: Abteilungen für Handball und Laufsport gibt es seit geraumer Zeit.

Durch die neue Fortuna-Euphorie wurde auch das Klubleben wiederbelebt, hat es den Anschein. Früher, sagt Wolfgang Böse, da habe mancher Vorstand des Vereins nicht gewusst, dass eine Handballabteilung im Klub überhaupt existiert. „Mittlerweile ist die Akzeptanz da“, sagt der 47-Jährige. Und Böse muss es wissen. In den 80er und 90er Jahren war er selbst als Handballer aktiv im Verein, von 1995 bis zu seinem Rücktritt 2011 aus privaten Gründen Obmann der Abteilung mit je zwei Herren- und Damenteams sowie einer weiblichen B-Jugend. Zu Meisterschaftsspielen laufen sie mit dem klassischen Fortuna-Logo auf der Brust auf, das auch die Profi-Fußballer tragen. Rot-Weiß ist die Standard-Trikotfarbe, natürlich mit Kleidungsstücken desselben Ausrüsters (Puma). Das bietet sich einfach an.

Auch in der Stadionzeitung wird mittlerweile über die Handballer unter Abteilungsleiter Dieter vom Dorff berichtet. „Damals galten wir bei den Gegnern als überheblich und arrogant. ,Schaut mal, da kommen die Bundesliga-Jungs’, hieß es da“, sagt Wolfgang Böse. Dabei spielen die Handballer meist unterklassig: Heute sind die Herren in der Bezirksliga zu Hause, die Damen immerhin in der Oberliga.

Trotzdem werde man zwangsläufig mit dem Schicksal der Fußballer verbunden, auch wenn man sich im Verein in einer Außenseiterrolle befände. „Bei den Derbys sind die Gegner besonders heiß, gegen uns sind die Ersatzbänke immer voll.“ Jeder will mitmischen gegen die Fortuna-Handballer, den „gefühlten Favoriten“.

Vom sportlichen Aufstieg der Fußball-Profis und dem dadurch verbesserten Image des Klubs profitiere die Abteilung gleichwohl, sagt Böse. „Die Pfiffe bei den Gastspielen in Essen sind zwar nach wie vor da, weil unsere Fans mit entsprechenden Gesängen auch mal für Fußball-Atmosphäre sorgen. Aber man spürt deutlich weniger Spannungen als früher.“ Der Beliebtheitsfaktor sei eben gestiegen. Und die rund 140 aktiven Handballer sind Teil des Vereins — dass sie als Mitglieder mittlerweile auch ins Fußball-Stadion gehen, darf wohl angenommen werden.

Das tun die Läufer der Fortuna schon länger. Im Jahr 2000 gründeten sie sich sogar aus einer laufbegeisterten Gruppe Fußball-Fans. Vor Jahren gehörte es zum Standard, dass die Läufer zu nahe gelegenen Auswärtsspielen der Fußballer joggen. Die 42 Trathleten, die zur selben Abteilung gehören, nehmen sogar noch weitere Strecken auf sich und radelten vor einigen Jahren 253 Kilometer zum Auswärtsspiel der Fußballer nach Frankfurt.

Ansonsten versteht sich die Lauf- und Triathlon-Abteilung eher als Hort der Breitensportler. Zwar nehmen sie weltweit an Wettkämpfen teil, leistungsorientiert sind die Läufer aber nicht. Aber dafür gibt es ja die Fußballer.

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