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Online-Plattform booklooker: Das Geschäft mit dem gebrauchten Buch

Die Online-Plattform booklooker macht einen Umsatz von einer Million Euro jährlich. Sie sitzt in Unterbilk.

Online-Plattform booklooker: Das Geschäft mit dem gebrauchten Buch
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Wer das Büro der Firma booklooker betritt, soll sich wohlfühlen: Durch die großen Fenster strömt helles Licht in das ehemalige Liesegang-Gebäude, Industrie-Charme liegt in der Luft. An der Wand hängt eine Dartscheibe, in der Mitte des verwinkelten Raums steht eine Tischtennisplatte, darauf ein gut gefüllter Obstkorb.

Eine Handvoll Angestellter arbeitet an ihren Computern. In der Küchennische hängt auf grünem Tonkarton eine Einkaufsliste - sie ist leer. Es scheint alles im Haus zu sein. Nur eins fehlt: Bücher. Einzig zwei kleine Bücherregale stehen an der Wand.

Dabei ist die Webseite booklooker.de einer der größten Bücher-Flohmärkte im deutschsprachigen Raum. Vor etwa 15 Jahren haben Daniel Conrad und Jens Bertheau die Online-Plattform gegründet. Sie führen das Geschäft noch heute. 2013 gingen Bücher - größtenteils gebraucht - im Wert von zwölf Millionen Euro über die virtuelle Ladentheke.

Es war die Idee Conrads, die den Stein Ende des Jahrtausends ins Rollen brachte. Überall sah der Kommunikationswissenschaften-Student in der Uni die Zettel am Schwarzen Brett: Bücher gesucht, Bücher zu verkaufen. Es war die Zeit, als das Internet gerade ins allgemeine Bewusstsein rückte. „Da war es naheliegend, eine Online-Plattform zum Bücherverkauf zu gründen“, sagt der 37-Jährige heute. Allein: Ihm fehlte das technische Wissen. Deshalb holte er seinen Freund Jens Bertheau dazu.

Booklooker sollte eine Plattform sein, auf der Studenten ihre Fachbücher untereinander verkaufen können. Das Internet sollte, wie so häufig, Menschen miteinander verbinden. Heute macht Fachliteratur den geringsten Teil der Verkaufsmasse aus. Stattdessen: gebrauchte Taschenbücher für den Viel-Leser, Antiquarisches für den Liebhaber oder Neuware.

Nach und nach wurde das Angebot mit Filmen, Hörbüchern, Musik und Spielen ergänzt. Der Bücherkauf macht dennoch weit mehr als 90 Prozent aus. Mehr als 1,3 Millionen Kunden sind registriert, täglich verkaufen die Händler - privat und gewerblich - rund 5000 Bücher, darunter unzählige Schnäppchen.

Bei einer Provision von acht Prozent kam die Firma 2013 auf einen Jahresumsatz von etwa einer Million Euro. Das waren zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Sieben Angestellte hat booklooker insgesamt, allein vier von ihnen arbeiten im Kundendienst, beantworten täglich also bis zu 400 Emails. Die anderen drei sind für Systemadministration und Software-Entwicklung zuständig.

Anfangs ließen Conrad und Bertheau booklooker nebenher laufen. Eine Provision gab es noch nicht, die Plattform war eine kostenlose Dienstleistung und wurde entsprechend gut angenommen. Irgendwann stand jedoch eine Frage im Raum: Ganz oder gar nicht? Conrad schmiss 2004 sein Studium, beide widmeten sich mit ganzer Kraft ihrer Firma.

Bereits Mitte 2002 wurde die achtprozentige Provision eingeführt, nur von den Werbeeinnahmen war kein Auskommen möglich. „Zu unserem Erstaunen sind die Händler anschließend nicht weggelaufen“, sagt Conrad. Im Gegenteil. Der Umsatz - im ersten Monat gut 1500 Euro - wuchs nach und nach. Ein Jahr später waren es etwa 8000 Euro monatlich, ein weiteres doppelt so viel. Seitdem wurde etwa im Jahres-Rhythmus ein neuer Mitarbeiter eingestellt.

„Unser großes Glück war, dass wir organisch wachsen konnten“, sagt Conrad. Und die Zusammenarbeit von ihm und Bertheau. „Ich habe oft erlebt, dass jemand eine gute Idee hatte, aber an der Umsetzung gescheitert ist. Jens und ich sind ein Team, das gut zusammenpasst.“ Außerdem gab es noch keinen Bücher-Flohmarkt im Internet, als booklooker auf den Plan trat. Der Amazon-Markplatz war noch Zukunftsmusik.

Derweil ist die geschäftliche Zukunft für das booklooker-Team ungewiss: 2007 hat sich die Weltbild-Gruppe in die GmbH eingekauft. Seitdem hält die Verlagsgruppe der katholischen Kirche 49 Prozent der Anteile. Die restlichen 51 Prozent halten zu je 25,5 Prozent Conrand und Bertheau. Weltbild meldete Anfang Januar allerdings Insolvenz an, die booklooker-Anteile gehören zur Konkursmasse.

Noch ist offen, wer die sie kaufen wird. „Wir haben zwar ein Vorkaufsrecht, hätten aber auch kein Problem mit einem neuem Gesellschafter“, sagt Conrad. Die Höhe des Kaufpreises wird wohl entscheidend sein. Es bleibt also spannend bei booklooker.

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