Die ganze Pracht des Karnevals

Die Weißfräcke lassen die Mariechen fliegen, die KG Regenbogen lässt Kölner auf der Bühne tanzen.

Düsseldorf bietet einen facettenreichen Karneval. Das hat auch Prinz Thomas II. am Wochenende festgestellt. In den Festsälen ging es elegant und ausgelassen zu.

Hier ist es immer etwas gediegener: bei den Weißfräcken. Am Samstagabend feierte die Karnevalsgesellschaft im Radschlägersaal ihre Prunksitzung — und zeigte, dass elegant keineswegs langweilig ist. Ganz im Gegenteil: „Wenn ich diese Stimmung erlebe, dann weiß ich: Lackschuh-Karneval ist etwas Fantastisches“, sagte Prinz Thomas II.

Obwohl Thomas Puppe zu Beginn der Sitzung auf der Bühne stand, behielt er Recht. Denn während mit Alt Schuss, den Swinging Funfares, Christian Pape, dem Zweijestirn und der Band ohne Bart ein hochwertiges Programm gezeigt wurde, herrschte vor der Bühne hervorragende Stimmung.

Für Atemaussetzer sorgten allerdings die Fidelen Sandhasen aus Oberlar. Mit einer beeindruckenden Mischung aus Kraft, Technik, Gefühl und Vertrauen flogen unzählige junge Frauen der Tanzgarde durch die Luft. „Für mich sind das die wahren Helden des Karnevals“, würdigte Weißfräcke-Präsident Burkhard Brings.

Ein neuer, wohl einmaliger Akteur im Sessions-Geschehen: Generalmajor Wolf-Joachim Clauß, Amtschef des Heeresamtes Köln. Er reimte sich in seiner Reifeprüfung vor den 640 Zuschauern durch den Karneval und forderte prompt eine Sessionsverlängerung bis zum 9. November.

Ehrengäste waren unter anderem Polizeipräsident Herbert Schenkelberg, der die Reifeprüfung 2011 abgelegt hat, der Vorstandsvorsitzende der Düsseldorfer Sparkasse Peter Fröhlich, Oberbürgermeister Dirk Elbers und CC-Präsident Josef Hinkel mit Ehrenpräsident Engelbert Oxenfort.

Im Gegensatz zu den Weißfräcken feierte bei der großen Spiesratze-Sitzung kaum jemand in Smoking und Lackschuhen. Stattdessen waren im Rheingoldsaal der Rheinterrassen allerlei Schlümpfe, Fliegenpilze, Piraten und Marienkäfer unterwegs. Und noch etwas ist anders: Statt Helau sagen die Karnevalisten hier „Spies op“, geht die Gründung der Gesellschaft doch auf das Bauhandwerk zurück.

Oberpolier (Sitzungs-Präsident) Peter Weber führte durch ein rundes Programm. Martin Schopps, Winfried Ketzer und Löschmeister Josef Jackels standen als Büttenredner ebenso auf der Bühne wie die Tanzgarde der Katholischen Karnevalsjugend, die Polit-Satiriker von Et Zweijestirn und Bauchredner Gerard.

Am besten war die Stimmung jedoch, als Musik lief: Die Swinging Funfares, die Band ohne Bart und Alt Schuss ließen die Jecken auch schon mal auf den Stühlen tanzen. Das Prinzenpaar war natürlich ebenfalls zu Besuch. Venetia Anke wähnte sich als Architektin gleich unter Kollegen von der Baustelle.

Warum die Party der KG Regenbogen „Sitzung“ heißt, ist fraglich. Denn mit einer klassischen Sitzung mit Büttenreden und eingefahrenen Karnevalswitzen hatte die Feier am Samstagabend wirklich nichts zu tun. Pünktlich um 19.11 Uhr zogen die Mitglieder der KG Regenbogen mit Pauken und Trompeten in das ausverkaufte Stahlwerk ein. Als der neue Präsident der Regenbögen, Andreas Mauschke, die Sitzungsparty mit einem dreifachen „Düsseldorf Helau“ eröffnete, hielt es keinen der rund 1300 Gäste auf den Sitzen.

Ein Stück vom Regenbogen brachte die anschließende Tanzgruppe. Das Tanzkorps der Kölner „Stattgarde Colonia“ heizte dem Publikum mit einer atemberaubenden Performance ein. Mit perfekt abgestimmten Sprüngen und Pirouetten, die an Akrobatik und Ballett gleichermaßen erinnerten, sorgten sie für Begeisterung im Publikum. Als die jungen Männer dann noch ihre Beine zeigten, jauchzten die Männer und johlten die Frauen. Auch Mauschka war aus dem Häuschen und forderte eine Zugabe.

Für Monika Müller-Klar ist die Performance des Tanzkorps der „Stattgarde Colonia“ der Höhepunkt des Abends. „Außerdem gibt es bei den Partys der Regenbögen die ausgefallensten Kostüme, die beste Show und die schönsten Gäste“, fügt sie hinzu.

Auch für Dirk Laßmann, ehemaliger Düsseldorfer Prinz aus Angermund, ist die Regenbogen-Party ein Pflichttermin. „Seit Jahren komme ich zu den Partys, die Regenbogensitzung ist etwas anderes und deswegen so beliebt in der sonst so konservativen Karnevalslandschaft der Stadt“, sagt er.

Vergleichsweise ruhig ging es auf der Sitzung der jecken Mundartfreunde zu. Im voll besetzten Radschlägersaal der Rheinterrasse wurde geschunkelt und gelacht. Bei Musik und Tanz eröffnete Baas Mario Tranti die Sitzung. Auch das Prinzenpaar erwies dem Verein die Ehre, der sich der Pflege des heimischen Dialekts widmet. Lucas Thiée, das elfjährige Patenkind des Baas’, hielt eine Büttenrede und begeisterte mit frechen Witzen.

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