Kö-Bogen: Architektur mit Schnitt

In Düsseldorf ist der Grundstein für zwei Gebäude des Star-Architekten Daniel Libeskind gelegt worden.

Düsseldorf. Wenn der japanische Glaube stimmt, dass Trommeln böse Geister vertreibt, dann kann beim Groß-Projekt Kö-Bogen in Düsseldorf nichts mehr schief gehen.

Die Grundsteinlegung am Freitag wurde in typisch Düsseldorfer Art als Event inszeniert: Begleitet von Trommelwirbel der japanischen Gruppe Wadokyo schwebten die Ehrengäste per Gondel, die an einem Kran befestigt war, in die Baugrube.

Allen voran stiegen aus: Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers, gefolgt von Investor Kurt Zech (Zech-Gruppe), Projektentwickler Stefan Mühling („Die Developer“) — und US-Architekt Daniel Libeskind mit Gattin Nina.

Er ist es, der dem Bauprojekt den Glanz verleiht, den man in der Landeshauptstadt so liebt. Ein echter Promi. Der Mann, nach dessen Plänen in New York Ground Zero bebaut wird, der Erfinder des Wolkenkratzers „One World Trade Center“, der dort entstehen wird, wo am 11. September 2001 die Zwillingstürme nach dem Terroranschlag in sich zusammenkrachten.

Das Düsseldorfer Bauprojekt war lange umstritten. Es gab ein Bürgerbegehren gegen den Verkauf des zentralen Grundstücks, das scheiterte, weil das Quorum nicht erreicht wurde. Die Opposition findet die gesamte Planung mit mehreren Straßentunneln falsch.

Die meisten der rund 450 Gäste, die gestern kamen, sehen es indes ähnlich wie Kurt Zech, der sein Investment so begründete: „Der Bringer war es, Herrn Libeskind einzubinden.“ Seit dessen Entwurf für die beiden großen Gebäude auf dem ehemaligen Jan-Wellem-Platz vorliegt, sind viele kritische Stimmen verstummt.

Die beiden Baukörper kosten circa 300 Millionen Euro und beinhalten fast 40 000 Quadratmeter Fläche, sie sind je zur Hälfte für Büros und für Einzelhandel vorgesehen.

Der Plan von Daniel Libeskind sieht verschiedene Formsprachen vor: Die Front zum eng bebauten Schadowplatz ist rund und geschwungen, zum Hofgarten bestimmen schräge Einschnitte die Fassade. Sie sehen aus, als hätte Zorro mit kühnem Schwung die Fassade aufgeschlitzt.

In den Einschnitten sollen Bäume und Sträucher gepflanzt werden, als Symbol für den Zusammenklang von Natur und Architektur. „Alles durchdringt sich gegenseitig, alles gehört zusammen“, so formuliert es Libeskind selbst.

Diagonale Zickzack-Linien, damit ist Libeskind hierzulande berühmt geworden. 2001 wurde die von ihm entworfene Erweiterung des Jüdischen Museums in Berlin eröffnet. Der Grundriss erinnert an einen zerbrochenen Davidstern. Der Architekt lebte damals für einige Jahre in der Hauptstadt, seit damals spricht er auch Deutsch. Allerdings nie bei öffentlichen Auftritten. „Dafür ist die Sprache zu schwierig“, sagt er.

Und so hörten die geladenen Besucher wie die Zaungäste auf Englisch, was Libeskind von Düsseldorf denkt: „A city of passion, a city of beauty“ („Eine Stadt der Leidenschaft, eine Stadt der Schönheit“). Solche Komplimente gehen in der Rheinmetropole runter wie Öl.

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