Kö-Bogen II: Das Ingenhoven-Tal - Entscheidung im Eiltempo

Der Entwurf von Ingenhoven gilt als „genial“. Aber wird er allzu flott durchgepeitscht?

Fünf Wochen von der Präsentation zum Beschluss: der Ingenhoven-Entwurf für eine künstliche Tallandschaft.

Fünf Wochen von der Präsentation zum Beschluss: der Ingenhoven-Entwurf für eine künstliche Tallandschaft.

Foto: Simulation: Cadman

Düsseldorf. Selten, vielleicht noch nie, ist in Düsseldorf ein Groß-Projekt dieser Dimension so schnell auf den Weg gebracht worden: Ganze fünf Wochen liegen zwischen der ersten öffentlichen Präsentation der Entwürfe für das „Ingenhoven-Tal“ am 6. März und der Entscheidung des Stadtrates, die am 10. April erfolgen soll. Grund für die Eile: Es ist die letzte Sitzung vor der Kommunalwahl. CDU, FDP und OB Elbers wollen das Projekt vorher noch unumkehrbar auf den Weg bringen.

Der Ablauf ist genau getaktet. Schon in den Tagen vor der Präsentation am 6. März hat sich die Stadtspitze intern auf den Ingenhoven-Entwurf geeinigt, die Veröffentlichung der Pläne ging dann generalstabsmäßig über die Bühne. Gestern nun schlossen sich die Fraktionen von CDU und FDP kurz, sie diskutierten offene Fragen — etwa die Gestaltung des Gründgens-Platzes, die Begrünung der Fassaden und inwiefern eine Marktnutzung in einem der Gebäude festgeschrieben werden soll.

Gespräche mit den Eigentümern laufen parallel Viel Zeit bleibt nicht, schon am Mittwoch soll sich der Planungsausschuss mit dem Thema befassen. Parallel dazu laufen im Hintergrund Gespräche mit den Grundstückseigentümern. Nur wenn sie zustimmen, kann der Ingenhoven-Entwurf mit den schrägen Rasenflächen überhaupt gebaut werden. An diesem Eiltempo gibt es indes auch Kritik in Expertenkreisen, freilich nur hinter vorgehaltener Hand. Architekten möchten in der Bauboomstadt Düsseldorf nicht durch ein paar Negativzeilen von zukünftigen Projekten ausgeschlossen sein.

Schon jetzt steht zumindest fest, dass der Bund Deutscher Architekten einen offenen Brief schreiben wird, in dem er sich kritisch zu dem Verfahren äußert. Das hatte mit einem offenen städtebaulichen Wettbewerb angefangen. Eine Jury aus anerkannten Fachleuten unter dem Städtebauer Albert Speer kürte vor vier Jahren Juan Pablo Molestina zum Sieger. Doch statt diesen Entwurf konsequent weiter zu entwickeln, wurden nun außer Molestina weitere Architekturbüros gebeten, neue Ideen für den zentralen Bereich zwischen Dreischeibenhaus und Schadowstraße zu entwickeln.

Dass diese Büros wie schließlich der Ingenhoven-Entwurf in einem kleinen Kreis ausgewählt wurden, gefällt nicht jedem. Zumal auch der Vorwurf zu hören ist, die Stadtspitze wolle „bei Ingenhoven etwas gut machen“. Hintergrund: Der Architekt hatte vor mehr als zehn Jahren den Anstoß für das Kö-Bogen-Projekt gegeben, war beim ersten Bauabschnitt (die jetzigen Libeskind-Häuser) aber nicht zum Zuge gekommen.

Derweil gibt es aus verschiedenen Richtungen kritische Nachfragen: Ist ein „Tal aus Gebäuden“ vielleicht nur ein optischer Trick, um massive Gebäude weniger massiv erscheinen zu lassen? Was ist mit den Wohnungen, die OB Elbers und Dezernent Gregor Bonin haben wollten? Und ist die Markthalle an der vorgesehenen Stelle groß genug geplant und richtig angeordnet? Wichtige Fragen — und die Zeit drängt . . .

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