Katarzyna Kuncio im Opernhaus: Mit Klavierauszug und Bademantel

Katarzyna Kuncio bringt eine persönliche Note ins Opernhaus.

Düsseldorf. Wer sich eine Künstlergarderobe im Opernhaus romantisch glamourös vorstellt, findet sich beim Blick hinter die Kulissen der Rheinoper auf dem nüchternen Boden der Tatsachen wieder. Mezzosopranistin Katarzyna Kuncio sitzt in einem schmucklosen, aber angenehm hellen Raum mit Spiegeln, Spinden und Ablageflächen an den Wänden. Das Ambiente mutet an wie eine Mischung aus Sportumkleideraum und Wartezimmer.

In dem kleinen Opernhaus von Bremerhaven habe sie ihre eigene Garderobe gehabt, berichtet Kunico, die seit acht Jahren zum Rheinopern-Ensemble gehört. „Das war gemütlicher und persönlicher.“ Doch ein Hauch von Individualität lasse auch ein so großes Haus wie das Düsseldorfer zu. Man habe immerhin dauerhaft eigene Schränke mit eigenen Sachen.

„Ich habe hier drin meinen eigenen Bademantel, mit dem gehe ich in die Maske oder erhole ich mich vom Kostüm.“ Kosmetika und eine Teetasse gehörten ebenso zum Schrank-Inventar wie der jeweilige Klavierauszug zum Stück. „Der ist immer dabei“, betont die Sängerin. „Lernen kann man in der Garderobe zwar nichts mehr, aber reinschauen beruhigt.“

„Heute Abend habe ich die Garderobe mal für mich alleine“, frohlockt die Opernsängerin, die in dieser Spielzeit unter anderem als Suzuki in Puccinis „Butterfly“ und Mère Jeanne in Poulencs „Dialogues des Carmélites“ zu sehen ist. „Drei Garderoben für drei Frauen — das ist schon eine Luxussituation.“ Bei großen Besetzungen könne es aber schon mal vorkommen, dass sich bis zu drei Sängerinnen in einer Garderobe tummelten.

Ausgiebig genießen kann die Sängerin den Komfort, allein in der Garderobe zu sein, heute nicht: „Bei ‚Così fan tutte’ bin ich fast die ganze Zeit auf der Bühne.“ Da bleibe nicht viel Zeit zur Erholung. „In der Inszenierung von Nicolas Brieger ist die Ouvertüre mit allen Darstellern choreographiert — sonst hätte ich jetzt noch 20 Minuten Pause.“

Ganz anders sei das bei der Rameau-Oper „Castor et Pollux“, wo die Mezzosopranistin die Partie der Göttin Minerva innehat. Da gibt es nach dem ersten Auftritt erst mal zwei Stunden Leerlauf für die Sängerin. „Ich bringe mir dann was zum Lesen mit, eine Zeitung aus meiner polnischen Heimat, die ich mir hier besorgen kann.“

Die vorübergehende Abgeschiedenheit ist wie Balsam für die Künstlerin. „Im Gang hinter der Bühne ist immer furchtbar viel los, da ist man froh, wenn man in der Garderobe sitzt und zur Ruhe kommen kann.“

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