Wohntraum in einer alten Metzgerei

Er lebte mit seiner Frau in einem Altbau, aber dann sollte es wieder ein Loft sein: Ortstermin bei Architekt Thorsten Ehrich.

Düsseldorf. Das ist das Schöne am Tag der Architektur: Man kann Menschen besuchen, die man gar nicht kennt. Weil ihre Wohnung interessant ist. Im Fall von Thorsten Ehrich lohnt es sich besonders, anzuklingeln. Sein Domizil scheint einer Wohnzeitschrift entnommen, aber nicht einer, in der glatter Eleganz gehuldigt wird, sondern dem Ausgefallenen, der weitgehend konsequent umgesetzten Idee, die den Geist von Räumen aufnimmt. Will heißen: In einem Bau von 1900, der mal eine Metzgerei und im Anbau von 1972 eine Vorbereitungsküche hat, dürfen Zeit und Material spür- und sichtbar sein.

Durch die Toreinfahrt geht’s zum Innenhof. Asien und Toskana begegnen sich hier - auf den zweiten Blick entdeckt man anderes. Sicher, da steht ein Olivenbaum, dahinter drei Zypressen. Aber die dickte Metallschale, in deren Wasser Schachtelhalme stehen?

"Das ist ein Klöpperboden", sagt der Hausherr lachend, "das Kopfstück eines Gastanks." Und der Holzboden daneben? "Bongossi-Holz, habe ich in einer Abwrackerei besorgt." Schiffe, die essigsaure Tonerde transportieren, werden mit diesem sehr harten Material ausgelegt. Ideal für eine Terrasse mit Nordausrichtung.

So geht’s weiter. Ehrich hat viel selbst gemacht beim Ausbau, in den vielen ungewöhnlichen Ideen verbinden sich Sachkenntnis, Spieltrieb und der "Pack an" des Handwerkers. Ehrich ist Architekt, hat aber Schreiner gelernt, und deswegen ist der Besuch bei ihm etwas für Leute, die nicht die Lösung von der Stange wollen. Beispiele: Ein ganzes Zimmer als begehbarer Kleiderschrank mit Hartholz-Schiebetür, preiswert-robuste Lampen und Spiegel mit Stahlprofilen, der verrückteste Waschtisch Düsseldorfs - und auf der Toilette eine Salatschüssel als Waschbecken.

Der Wohn- und Essraum mit Küche ist 120 Quadratmeter groß, die Dunkelheit im hinteren Bereich der Wohnung wird durch Oberlichter gemildert. "Sonst hätten wir es nicht genommen", sagt Ehrich. Und wie hat er das Objekt aufgespürt? "Zwei Wochen die Gewerbeanzeigen studiert, das war’s."

Seit mehr als acht Jahren ist Ehrich selbstständig. Davor hat er bei Karl-Heinz Petzinka gearbeitet. Der berühmte Planer hält offenbar viel von Ehrichs Kreativität. Wenn an der Ulmenstraße bald das fantastische Baumhaus errichtet wird, dann heißt der Partner von Professor Petzinka Thorsten Ehrich.

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