Amateur-Fußball: Wenn Sperren ins Leere gehen

Clubs sind unzufrieden mit der Pause von einer Woche nach einer Gelb-Roten Karte.

Düsseldorf. Auch Funktionäre können Eigentore schießen. Mit der Entscheidung, in dieser Saison auch im Amateurbereich eine Sperre nach einer Gelb-Roten Karte einzuführen, haben die Oberen des Westdeutschen Fußballverbandes ein solches erzielt. Wird ein Spieler mit einer Gelb-Roten Karte vom Platz gestellt, sieht die Spielordnung eine automatische Sperre für die darauffolgende Woche für alle Spiele seines Vereins, höchstens jedoch für ein Pflichtspiel vor.

Der Rheydter SV las sich diese Klausel sehr gut durch und setzte seinen Mittelfeldspieler Paul Pötzsch unlängst gegen den VfR Fischeln ein. Pötzsch hatte im Derby gegen Mönchengladbch-Lürrip „Gelb-Rot“ gesehen und anschließend Glück, dass die darauffolgende Begegnung mit VSF Amern wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt wurde. So konnte der Sünder seine Sperre absitzen, ohne ein Spiel verpasst zu haben. Gleiches taten an einem spielfreien Wochenende auch diejenigen Kicker, die am Wochenende zuvor die Gelb-Rote Karte gesehen hatten.

„Wenn etwas Neues eingeführt wird, kann es anfangs immer zu Unstimmigkeiten kommen. Aber diese Regelung sorgt für Chaos und ist nicht gerecht“, sagt Marcus John. Der Trainer des SC West sorgte selbst für einen Präzedenzfall. John setzte in einem Sonntagsspiel gegen Wuppertal-Vohwinkel Nils Dames ein, nachdem dieser eine Woche zuvor samstags gegen den DSC 99 „Gelb-Rot“ bekommen hatte. Die Wochen-Sperre war nach sieben Tagen — streng genommen — abgelaufen und auch im elektronischen Spielbericht war Dames wieder freigeschaltet. West bekam die Punkte des mit 3:0 gewonnenen Spiels jedoch aberkannt, weil die Sperre aussagegemäß für das gesamte Wochenende, also auch den Sonntag, gegolten hätte.

Selbst beim Fußballverband Niederrhein (FVN) gab man zwischenzeitlich zu, im Vorstand uneins über die Regelauslegung gewesen zu sein. Doch für Thomas Klingen, Beisitzer im Fußball-Ausschuss des FVN, besteht kein Grund, am Status quo etwas zu ändern. „Die Regelung ist absolut in Ordnung. So ist sichergestellt, dass ein Spieler für eine Gelb-Rote Karte nicht härter bestraft wird als ein Spieler, der eine Rote Karte sieht“, erklärt Klingen. Auch bei einer Roten Karte sieht die Spielordnung eine zeitlich begrenzte Sperre vor. So könnte ein Spieler die Sperre auch in der Winterpause absitzen.

Eine Alternative, derlei Ungerechtigkeiten aus der Welt zu schaffen, sieht Klingen nicht. Ein Abkupfern der Regelung bei den Profis, wonach ein Platzverweis immer eine Sperre einer bestimmten Anzahl von Spielen im jeweiligen Wettbewerb nach sich zieht, ist für den Funktionäre nicht darstellbar. „Dieser bürokratische Aufwand ist für den Amateurbereich zu groß“, so Klingen.

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