Aleks Ristic — Trainer, Entertainer und Gemütsmensch

Das „Schlitzohr“ auf der Trainerbank wird 70 Jahre alt. Fortuna war für ihn Herzensangelegenheit.

Aleks Ristic — Trainer, Entertainer und Gemütsmensch
Foto: homü

Düsseldorf. Für die Fans von Fortuna Düsseldorf war er „König Aleks“, für alle anderen einer der unterhaltsamsten Bundesligatrainer überhaupt. Morgen wird „Schlitzohr“ Aleksandar Ristic 70 Jahre alt. Den Geburtstag wird der Vater einer 27-jährigen Tochter in familiärer Runde verbringen. „Es ist schön, dieses Alter zu erreichen und noch immer gesund zu sein“, erzählt der Bosnier.

Im vergangenen Jahr musste er sich zum zweiten Mal einer Hüftoperation unterziehen. Der Eingriff verlief gut, er fühlt sich pudelwohl und genießt das Rentnerdasein in seiner Wahlheimat München. Den Fußball verfolgt er nur noch vor dem Fernseher. „Die TV-Konferenzen sind viel interessanter als ein Spiel im Stadion“, begründet er lächelnd.

Aleks Ristic war kein Fußballtrainer wie jeder andere. Er war eher eine Mischung aus Übungsleiter und Entertainer. Unvergessen bleibt seine Pressekonferenz als Fortuna-Coach, bei der er als Weihnachtsmann verkleidet vor die Mikrofone trat. „Der Vorstand hatte mich darum gebeten, damit wir mehr Öffentlichkeit bekommen und für Sponsoren interessanter werden“, erinnert er sich. Auch bei den Schiedsrichtern war er beliebt. Oftmals schenkte er ihnen vor dem Spiel Bonbons. „Damit wollte ich die Atmosphäre etwas auflockern. Das kam immer gut an“, erzählt Ristic schmunzelnd.

Auch wenn er international bekannte Vereine wie den Hamburger SV und Schalke 04 trainiert hat — sein Herz verlor er an die Fortuna. Dreimal war er hier Trainer. Sein größter Erfolg: Zwischen 1993 und 1995 gelang ihm der Durchmarsch von der Ober- in die Bundesliga. Nur seine letzte Dienstzeit in der Saison 2000/2001, in der er nach einem halben Jahr vom damaligen Regionalligisten entlassen wurde, war weniger erfreulich. „Die Situation war aufgrund der finanziellen Lage schwierig. Ich sollte damals mit wenig Geld viel erreichen.“ Für die Fans war es ein großartiges Erlebnis, dass Ristic am Himmelfahrtstag 2003 das legendäre Aufstiegsteam der Jahre 1994 und 1995 betreute, das gegen die damals aktuelle Oberliga-Mannschaft des Clubs spielte. Das „Mhytos-Spiel“ war damals der Wendepunkt zum Besseren.

Überhaupt hat Ristic mit finanzschwachen Teams seine Erfahrungen gemacht. Seine letzte Trainerstation war 2007/2008 der Oberligist KFC Uerdingen 05: „Ich wollte dem Club helfen, aber es war einfach nicht möglich.“ Der einstige Erstligist befand sich in einer finanziellen Schieflage und stand kurz vor der Insolvenz. „Meine Spieler bekamen teilweise kein Gehalt und hatten zu Weihnachten nicht einmal Geld, um ihren Kindern Geschenke zu kaufen. Das hat mir die Freude am Fußball genommen“, erzählt Ristic.

Nach seiner Entlassung schloss er mit dem Trainerdasein ab — gelegentliche Anfragen von Vereinen interessierten ihn nicht mehr. Nun drückt er als einfacher Fußball-Fan seinen Ex-Arbeitgebern die Daumen. Sein Wunsch ist, dass die Fortuna bald wieder erstklassig spielt: „Der Abstieg vor einem Jahr war unnötig. Im Moment befindet sich der Verein in einem Umbruch. Trotzdem denke ich, dass die Fortuna in der bevorstehenden Saison gute Chancen hat, wieder oben mitzuspielen.“ Der als Trainer dreimal in die Bundesliga aufgestiegene Ristic muss es ja wissen — auch weil er Fortuna im Herzen hat.

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