Der Ärger des Axel Bellinghausen

Nach dem 0:2 in Nürnberg trauert Düsseldorf vor allem einer vergebenen Chance nach.

Nürnberg. Das moralische Aufbauprogramm für Axel Bellinghausen kam gestern aus seiner Vergangenheit. Jürgen Rollmann war zu Gast in der TV-Sendung „Doppelpass“, und der Manager des FC Augsburg trauerte dort verbal eben jenem Bellinghausen nach, der inzwischen für Fortuna Düsseldorf spielt. „Er fehlt uns. Der hat gefeuert, gekämpft, der war in der Gruppe“, sagte Rollmann, als er über die Krise des FC Augsburg sprach. Echte Wertschätzung für einen echten Fußball-Kämpfer, der Bellinghausen fraglos ist.

Einen Tag zuvor fielen die Worte auf Düsseldorfer Seite für Bellinghausen nach dem 0:2 (0:1) beim 1. FC Nürnberg weit weniger euphorisch aus. Der blonde Kämpfer wusste selbst, dass es ein gebrauchter Tag für ihn war, er hatte den Ball nach 21 Minuten in den Nürnberger Himmel geschossen, als er aus wenigen Metern Entfernung zur Torlinie besser das 1:0 erzielt hätte. Und davor und danach fuhren die Nürnberger über die Seite, die Bellinghausen offensiv vor Johannes van den Bergh zu bearbeiten hatte, bei Minusgraden einen heißblütigen Angriff nach dem anderen.

Der 29-Jährige war dann meist nicht zur Stelle, Kollege van den Bergh war auch keine gute Absicherung mehr, und hernach lobte Nürnbergs Dieter Hecking sein taktisches Manöver, über jene Flanke mit Chandler, Feulner und Frantz abwechselnd drei Leute in Position gebracht zu haben. „Das war ein Schlüssel zum Sieg“, sagte Hecking. Hatte da jemand eine Düsseldorfer Schwachstelle entdeckt?

Bellinghausen jedenfalls war bedient. „Es war mit Sicherheit nicht mein bestes Spiel“, sagte er und sein Blick verriet, dass er selbst am meisten darunter litt. Vollspann oder doch mit der Innenseite — das wollte in Hundertstelsekunden überlegt sein. Er entschied: Vollspann.

Dass diese eine wirklich gute Chance am Ende Thema Nummer eins im Fortuna-Gefolge war, ist durchaus bezeichnend für das Düsseldorfer Spiel in dieser Liga: So viele Gelegenheiten gibt es — zumal auswärts — nicht. Was da ist, sollte besser genutzt werden. „Das Spiel läuft dann anders“, sagte Bellinghausen. „Das ist super ärgerlich.“

Tatsächlich verärgert war auch sein Trainer Norbert Meier, ohne den Spieler selbst an den Pranger zu stellen. „Diese hervorragende Chance haben wir nicht gewinnbringend abschließen können“, sagte der 54-Jährige vielsagend, hakte das ab und machte deutlich, warum es in der Pause eine prägnante Kabinenansprache gegeben haben soll.

„Wir haben den Nürnbergern Gelegenheit zum Kontern gegeben, das ist nicht im Sinne unseres Spiels“, sagte der Trainer und befand offenbar, dass sich seine Elf unter dem Eindruck von sieben Punkten aus der englischen Woche zu sehr verselbstständigt hatte. „Wir waren leichtsinnig und haben einige Fehler gemacht, vielleicht auch mit dem Selbstvertrauen der englischen Woche.“ Euphorie und Ordnung gehen selten gut zusammen. Geboten also ist vor dem letzten Heimspiel des Jahres gegen Hannover 96 am Samstag (15.30 Uhr) die Rückkehr zur Sachlichkeit.

Vielleicht war es auch dieser Zwiespalt, den Düsseldorfs Torwart Fabian Giefer kopfschüttelnd und wortlos vom Platz stiefeln ließ. Ohne Giefer, da waren alle einer Meinung, hätte Nürnberg mehr Torschützen als Marvin Polter (27.) und Markus Feulner (90.) feiern können. Mindestens drei sensationelle Paraden waren am Ende für die Galerie. Weil „Nürnberg galliger war“, wie es Meier formulierte. Das hatte der Trainer in dieser Saison von einem Düsseldorfer Gegner noch kaum sagen müssen.

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