Durch Meggle ist wieder Leben im Kiez-Kader

Der FC St. Pauli vertraut auf einen vergleichsweise jungen Trainer in der 2. Bundesliga.

Durch Meggle ist wieder Leben im Kiez-Kader
Foto: dpa

Düsseldorf. Lira ist nicht der Spitzname von Enis Alushi. Es ist der Vorname seiner Frau — und diese ist dem breiteren Fußball-Publikum etwas bekannter als der Mittelfeldspieler des FC St. Pauli. Denn Lira Alushi hieß bis zu ihrer Hochzeit mit Enis am 10. Dezember 2013 Bajramaj mit Nachnamen und wurde 2007 mit dem deutschen Frauen-Fußball-Nationalteam Weltmeister.

Zu dieser Saison wechselte die 26-Jährige vom 1. FFC Frankfurt zu Paris St. Germain. „Sie ist eine der besten Spielerinnen der Welt. Lira ist im Eins-gegen-Eins sehr stark. Ich bin ja nicht gerade der Typ, der seine Gegner schwindlig spielt“, sagte Enis Alushi.

Zumindest aber ist der 28-Jährige auf dem allerbesten Wege, beim FC St. Pauli in die dort durch das Karriereende von Fabian Boll verwaiste Chefrolle zu schlüpfen. Nach zwei wenig glücklichen Jahren beim 1. FC Kaiserslautern (u.a. Kreuzbandriss) wechselte Alushi im Sommer ans Millerntor.

Dort setzte ihn zwar zunächst eine Zerrung außer Gefecht, doch bei seinem Comeback am 4. Oktober gegen Union Berlin avancierte er auf Anhieb zum Spielmacher. Alushi beeindruckte mit Laufstärke, Tempowechseln und Übersicht.

Dazu imponierte der aus dem Kosovo stammende Kriegsflüchtling mit einer hohen Passgenauigkeit von 91 Prozent. „Genau deswegen haben wir ihn geholt“, sagte Manager Rachid Azzouzi. Und Trainer Thomas Meggle meint: „Enis bringt richtig gute Qualitäten mit.“

Qualitäten, die Meggles eigenen Start bei den Kiezkickern krönte. Durch sieben Punkte aus den vergangenen drei Spielen hat der 39-Jährige das Team von Platz 17 auf Rang zehn geführt. Seit dem 3. September sitzt Meggle bei den Profis auf der Bank, zuvor trainierte der gebürtige Münchener mit Erfolg die zweite Mannschaft in der Regionalliga Nord.

Wieder vertraut Manager Azzouzi also einem jungen Mann aus dem eigenen Verein und setzt sich damit auch selbst unter Druck. Schließlich scheiterte sein Versuch mit Roland Vrabec, dem in 19 Spielen des Kalenderjahres 2014 nur fünf Siege gelangen (u.a. 2:0 in Düsseldorf) und bei dem am Ende immer weniger eine Handschrift erkennbar war.

Die konnte Meggle wegen einer Flut von verletzungsbedingten Ausfällen zwar bislang auch nur bedingt vermitteln, doch mit ihm ist wieder Leben im Kader. Meggle will und kann motivieren und geht dabei bis an die Grenze des Erlaubten. Gleich beim Debüt gegen 1860 München rempelte er den vierten Offiziellen und wurde für zwei Spiele gesperrt. „Ich hatte nicht vor, ihn zu berühren, doch auf das Feld bin ich ganz bewusst gelaufen. Ich wollte meinen Jungs vor dem Elfmeter für den Gegner zeigen, dass ich bei ihnen bin.“

Inzwischen sind auch fast alle Verletzten wieder dabei, und besonders auf Alushi ruhen die Hoffnungen, den Weg nach oben fortsetzen zu können. Im Duett mit Dennis Daube soll er mal als „Sechser“ und mal als „Zehner“ agieren und so Aggressivität mit Kreativität paaren. Damit demnächst nicht immer nur seine Frau zuerst bei Internet-Suchfragen erscheint.

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