Ex-Fortune Manfred Bockenfeld: „Bayern als Rettungsanker“

Ex-Fortune Manfred Bockenfeld über Erfolge gegen den Rekordmeister, Reisen nach Seoul und seine Zeit mit Norbert Meier.

Bocholt. Der Mittwochnachmittag ist frei. Manfred Bockenfeld schließt seine Versicherungsagentur im 4000-Seelen-Dorf Oeding bei Bocholt und geht eigentlich golfen. „Heute regnet es hier aber“, sagt er. Zeit also, über Fortuna Düsseldorf zu reden. Bockenfeld hat zwischen 1981 und 1987 22 Tore in 186 Spielen für Düsseldorf erzielte — als rechter Verteidiger. Und der Bayern-Experte ist. Mit Bockenfeld gewann Düsseldorf vier Mal gegen den deutschen Rekordmeister.

Herr Bockenfeld, Sie haben als Spieler eine außerordentliche Bilanz gegen den FC Bayern.

Manfred Bockenfeld: Ja, die Bayern, das hat meistens gut funktioniert. Wir hatten ja immer 7000 Zuschauer im Normalfall im Rheinstadion, aber wenn die Bayern kamen, war die Hütte voll. Irgendwie scheint das besonders motiviert zu haben. Wir haben gesagt: Wenn wir in einer Saison nur gegen Bayern spielen würden, könnten wir deutscher Meister werden. Auch wenn die Situation noch so schlimm war: Die Bayern waren unser Rettungsanker.

Zuletzt gewannen Sie mit Fortuna 1985/86 sogar bei den Bayern — mit 3:2.

Bockenfeld: Ich hab das Spiel noch vor mir. Dieter Brei war der Trainer, es war eines der ersten Spiele von Jörg Schmadtke im Tor, der hat sensationell gehalten. Und wir haben früh geführt, sogar mit 3:0. Nach 20 Minuten musste schon Michael Bunte in der Abwehr für Dietmar Grabotin ran. Ich hab’ alle 20 Sekunden auf die Anzeigetafel geblickt, aber die Zeit verging einfach nicht — wie bei der Nationalelf gerade gegen Schweden. Pflügler und Lerby trafen noch — wir gewannen.

Ihr größter Sieg gegen die Bayern?

Bockenfeld: Das war in der Saison 1983/84 das 4:1 vor 60 000 Zuschauern im Rheinstadion. Eine unglaubliche Saison unter Willibert Kremer, bei dem ich nach der Zeit unter dem Trainer Jörg Berger meinen Durchbruch geschafft hatte, weil sich der rechte Verteidiger, Peter Löhr, verletzt hatte. Wir waren auf dem Vormarsch an die Spitze, galten als das Überraschungsteam. Tage vorher war die Elf noch komplett bei der Beerdigung unseres Zeugwarts Karl Heidelberger, am Abend haben wir dann Gladbach geschlagen, Tage darauf dann auch noch die Bayern. Wir dachten: Jetzt geht alles. Und dann sind wir für einen Sponsor nach Seoul geflogen, haben da drei Freundschaftskicks gemacht — und haben danach in der Liga fast keinen Punkt mehr geholt.

Was war in Seoul passiert?

Bockenfeld: Ich weiß es auch nicht. Und ich werde auch kein Buch schreiben, da muss sich keiner fürchten. Das machen ja schon genug (lacht).

Warum lagen Ihnen die Bayern?

Bockenfeld: Vielleicht lag es an meinen Gegenspielern (lacht). Das war meistens Hans Pflügler, später dann Christian Ziege.

Sie haben als rechter Verteidiger 22 Tore in Düsseldorf erzielt. Ungewöhnlich, oder?

Bockenfeld: Ich haben den immer ein bisschen offensiver interpretiert. Das ging aber auch nur, weil ich mit Rudi Bommer einen tollen Kollegen auf der Seite hatte, wir wussten blind, was der andere macht.

Fortuna Düsseldorf, Waldhof Mannheim, Werder Bremen, unter Jupp Derwall ein Länderspiel. Stellt Sie Ihre Karriere zufrieden?

Bockenfeld: Düsseldorf war die schönste Zeit. Wir haben in Mettmann gewohnt, kurze Wege, Düsseldorf ist eine wunderbare Stadt. Die alte Anlage am Flinger Broich, da hast Du keinen Parkplatz bekommen, wenn die Fans ihre Karten geholt haben. Wunderbar. Mannheim war lehrreich, weil ich mit meiner Familie das erste Mal so richtig von meiner Heimat entfernt war. Und Bremen war die erfolgreichste Zeit. Wir haben fast jedes Jahr einen Titel geholt.

Sind Freundschaften geblieben?

Bockenfeld: Nicht wirklich. Zu Klaus Allofs habe ich noch Kontakt, der war mein Zimmernachbar in Bremen. Aber ich wohne hier ja auf dem platten Land, die Entfernungen sind weit. Es war ja bei mir auch nicht so, dass ich eine Funktion im Verein übernommen habe. Das hat sich einfach nicht ergeben. Aber gut geht es uns trotzdem mit der Versicherungsagentur und einer Beteiligung an einer Aluminium-Baufirma. Drei Mal auf Holz geklopft.

Die Fortuna von heute überrascht in der Bundesliga. Hätten Sie das erwartet?

Bockenfeld: Ich habe sie im vergangenen Jahr oft gesehen, nach dem Spiel gegen St. Pauli habe ich zu Thomas Allofs gesagt: Thomas, wenn ihr aufsteigt, braucht ihr eine komplett neue Mannschaft. Gut, sie haben es dann ein bisschen übertrieben mit den ganzen Zugängen. Aber was sie jetzt leisten, das ist schon gut. Es werden aber auch andere Zeiten kommen, dann wird sich zeigen, ob man in Düsseldorf zusammenhält. Denn das war dort auch immer so: Im Erfolg klopfen sie dir auf die Schulter, andernfalls zerreißen sie dich.

Mit Fortuna-Trainer Norbert Meier haben Sie noch in Bremen gespielt. Hat er sich verändert?

Bockenfeld: Wir haben damals beide in Delmenhorst gewohnt, sind per Fahrgemeinschaft zum Training gefahren. Nach einem halben Jahr ist er dann aber nach Gladbach gewechselt. Ich freue mich unheimlich für ihn, dass er wieder zurückgefunden hat nach dem Theater in Duisburg. Er ist erfahrener und ein bisschen ruhiger geworden. Aber er ist immer ehrlich und geradeaus geblieben.

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