Fortuna feuert ihren Trainer

Vorstand und Aufsichtsrat sehen Saisonziel gefährdet. Der Beschluss erfolgte nicht einstimmig.

<strong>Düsseldorf. Das Hin- und Her um Uwe Weidemann hat ein plötzliches Ende gefunden. Die Entscheidung über die Entlassung von Fortuna-Trainer Uwe Weidemann war nach WZ-Informationen bereits am Sonntagnachmittag nach dem 1:1 gegen Eintracht Braunschweig in der Arena gefallen. Auf Bitten des Aufsichtsratsvorsitzenden, Oberbürgermeister Joachim Erwin, hatten sich die Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates zusammengefunden, die bei einer solchen Entscheidung satzungsgemäß zustimmen müssen. Bis auf Reiner Calmund (in Thailand) und den telefonisch zugeschalteten Heinrich Pröpper waren alle anwesend. Bei dem Beschluss, den Trainer zu beurlauben, hat es sich nicht um eine einstimmige Entscheidung gehandelt, wie Fortunas Vorstandssprecher Peter Frymuth auf Nachfrage bestätigte.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Aufsichtsrats-Chef kein Freund von Uwe Weidemann ist. Nicht zuletzt hatte der Oberbürgermeister durch seine Ankündigung, den Rathausplatz für die Aufstiegsfeier schon mal zu reservieren, den Druck auf den Trainer erhöht. Erwin hatte zudem als einziger offizieller Vereinsvertreter den Aufstieg zum Ziel erklärt. Der OB war gestern übrigens nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen.

Uwe Weidemann war fast auf den Tag genau vor drei Jahren als Reserve-Trainer zunächst für den entlassenen Massimo Morales eingesprungen und hatte sich zum längeren Engagement verpflichtet. Im Frühjahr 2007 wurde der Vertrag vorzeitig um zwei Jahre verlängert. Zuletzt hatte die Kritik am ehemaligen Profi zugenommen - in und um Düsseldorf waren "Uwe raus"-Aufkleber in massiver Zahl an Haltestellen-Häuschen aufgetaucht. Für diese Aktion hat sich bislang aber niemand öffentlich bekannt.

Uwe Weidemann selbst äußerte sich in einer ersten Stellungnahme gegenüber unserer Zeitung tief enttäuscht, will aber wie es seine Art ist, keine dreckige Wäsche in der Öffentlichkeit waschen. Der Vereinsvorstand bekundete auf einer gestern Abend einberufenen Pressekonferenz seine Betroffenheit. "Es ist uns nicht leicht gefallen. Denn wir haben drei Jahre sehr gut zusammengearbeitet", erklärte der Vorstandssprecher.

Für Abwehrspieler Jens Langeneke war es nicht die erste Trainer-Entlassung seiner Karriere. Aber sicher eine der kuriosesten: "Vor den nackten Zahlen war das schon überraschend." Die Zielvorgabe des Vorstands (Qualifikation für die dritte Liga) hätte der Tabellendritte souverän erreicht und stellt zudem mit acht Gegentoren die beste Abwehr der Regionalliga.

Gestern Morgen erfuhren die Fortunen in der Kabine des Mannschaftsquartiers an der Arena von der Entlassung. Weidemann verabschiedete sich persönlich und wünschte alles Gute für die Rest-Saison. "Er hat gesagt, dass er weiter an uns glaubt", sagte Ahmet Cebe, der nach seiner Roten Karte vom Sonntag drei Spiele zuschauen muss. Der Mittelfeldspieler war ebenfalls überrascht, dass Weidemann gehen musste: "Wir haben alle nicht damit gerechnet und sind traurig. Ich wäre ohne Uwe Weidemann ja gar nicht hier und viele andere wie Andreas Lambertz, Hamza Cakir und Ivan Pusic auch nicht."

Sport-Geschäftsführer Wolf Werner trat im Anschluss mit Co-Trainer Uwe Klein vor die Mannschaft und gab die sofortige Beurlaubung des Trainers bekannt. Die Spieler absolvierten die 25-minütige Auslauf-Einheit und gingen dann ihrer Wege.

"Zu der Entlassung kann und möchte ich nichts sagen - das muss ich erst mal sacken lassen", meinte Routinier Markus Anfang. Dass die Spieler eine Teilschuld am Rauswurf ihres Trainers tragen, ist ihnen bewusst. "Der Trainer steht ja nicht auf dem Platz, sondern wir", sagte Andreas Lambertz. Und Langeneke ergänzt: "Vielleicht nutzt jetzt jeder die Nacht, um über seine eigenen Fehler nachzudenken."

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