Fortuna: Nur Liendl kann die „10“ tragen

Er besetzt bei der Fortuna die Spielmacherrolle Doch was ist, wenn der 28-Jährige länger ausfällt?

Fortuna: Nur Liendl kann die „10“ tragen
Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Cheftrainer Oliver Reck hat deutlich gemacht, dass er drei Führungsspieler in der Mannschaft von Fortuna Düsseldorf als Korsettstangen sieht. Neben Adam Bodzek und Sergio Pinto ist das im offensiven Bereich Michael Liendl.

Viele Spieler kommen für die Rolle im offensiven Mittelfeld ohnehin nicht in Frage. Und einen zweiten Profi, der über eine ähnlich kreative Ader wie Michael Liendl verfügt, sucht man im Kader des Fußball-Zweitligisten vergeblich.

Das Team von Fortuna Düsseldorf für die Saison 2014/15
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Österreichs Neu-Nationalspieler hat das, was kaum noch im Fußball zu finden ist. Seine Qualitäten lassen sich am besten dadurch beschreiben, dass er seine Wunschnummer „10“ zurecht trägt. Liendl ist ein Stratege, ein Passgeber, der das Spiel in die Tiefe wie kaum ein anderer in der 2. Liga beherrscht. Zudem ist er kein schwieriger Charakter, sondern lebensfroh, offen und sehr angenehm im Umgang. Liendl kann hinter einer oder hinter zwei Spitzen agieren und hat auch auf dem linken Flügel seine Klasse nachgewiesen. Als Freistoßschütze hatte er bislang noch Pech bei seinen Versuchen mit dem starken linken Fuß.

Dass die Macher bei der Fortuna Düsseldorf die Angst haben, dass sich ausgerechnet der 28-Jährige verletzen und länger ausfallen könnte, ist verständlich. Denn die „genialen Tore und genialen Anspiele“, die Oliver Reck seinem auserwählten Spielmacher attestiert, können Meilensteine auf dem Weg zurück in die Bundesliga sein. Ein Ausfall Liendls dagegen wäre ein bitterer Rückschlag und kaum zu kompensieren. Doch es gibt weitere Spieler, die seine Rolle (notfalls) übernehmen könnten.

Der Niederländer lebt von seiner Dynamik und wäre sicherlich kein Liendl-Ersatz als Ballverteiler. Allerdings kann der Stürmer auch hinter einer Spitze (Hoffer) bestimmt für Gefahr durch seine Antrittsschnelligkeit, Zweikampfstärke und Fernschüsse sorgen. Vor allem als Konterspieler ist Benschop sehr gut für die Position geeignet.

Eigentlich ist er eine der Überraschungen der Vorbereitung bisher. Denn der Finne spielt unbekümmert und engagiert. Seine Schnelligkeit mit Ball eröffnet Freiräume für die Mitspieler. Auch das Kombinationsspiel des 19-Jährigen bestätigt die gute Arbeit der Späher von Bayer Leverkusen, die auf das Talent aufmerksam geworden sind. In den zwei Jahren Ausleihzeit vom Bundesligisten kann sich Pohjanpolo zu einem wichtigen Spieler entwickeln. Das wird er aber wohl eher an der Seite von Liendl und nicht als dessen Vertreter, weil der Finne wohl nur die Nummer drei als Offensivspieler hinter der oder den Spitzen wäre.

Der Ex-Bremer ist einer der Spieler im Fortuna-Kader, der sehr variabel einsetzbar ist. Aufgrund seiner Zweikampfstärke ist er aber fast schon verschenkt für die Spielmacher-Rolle und auf der linken Seite sinnvoller einzusetzen. Dennoch wäre auch ihm zuzutrauen, dass er ein Spiel lenken und als Antreiber fungieren könnte.

Mit dem Alter kommt die Reife. Keiner der zuletzt so eifrigen Kritiker von Andreas Lambertz sollten die Willensstärke und die Fähigkeiten des Fortuna-Idols unterschätzen. „Lumpi“ ist nicht nur in der Lage, eine Mannschaft zu führen, auch spielerisch kann er an guten Tagen über sich hinauswachsen und seine Mitspieler mitreißen. Im Mittelfeld ist der Kämpfer auf allen Positionen einsetzbar — aber offensichtlich nicht mehr erste Wahl.

Das Spiel der Fortuna ist in der Offensive sehr auf Michael Liendl ausgerichtet, was die Gefahr darstellt, ausrechenbar zu sein. Deshalb legt Oliver Reck viel Wert auf Variabilität aller Spieler. Nur so kann er vermeiden, dass sich die Gegner allein auf Liendl konzentrieren können.

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