Giefer: Das wird ein heißer Kampf

Der Torhüter glaubt an einen erfolgreichen, leidenschaftlichen und disziplinierten Auftritt in Hamburg.

Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf ist nicht gerade ideal aus den Startlöchern gekommen. Die meisten Profis des Zweitligisten sind weit von ihrer Bestform entfernt. Das gilt nicht für Fabian Giefer (23). Fortunas Torhüter hat bisher mit fehlerfreien Leistungen überzeugt. Wir trafen uns mit ihm zum Gespräch vor dem wichtigen Spiel am Montag beim FC St. Pauli (20.15 Uhr/Sport 1).

Herr Giefer, warum läuft es derzeit bei der Fortuna nicht wirklich gut?

Fabian Giefer: Nachdem wir ordentlich in die Saison gestartet sind, machen uns jetzt die Leitungen in den letzten beiden Spielen ein wenig Sorgen. Wir sind zweimal als klarer Favorit ins Spiel gegangen und bringen dann doch keine überzeugende Leistung. Wir müssen daran arbeiten. Gegen die vermeintlich starken Gegner ist es klar, dass man da sein Bestes gibt. Wir haben aber zweimal fahrlässig die Führung aus der Hand gegeben. Gerade in den Momenten, in denen wir das Spiel bestimmen und in Führung gehen, müssen wir dringend versuchen, nachzulegen und dem Gegner keine Chance mehr zu lassen.

Spielt bei den Problemen die Rückrunde der vergangenen Saison noch eine Rolle?

Giefer: Jeder Einzelne hatte in der Sommerpause die Möglichkeit das zu verarbeiten. Als wir wieder zusammengekommen sind, war es auch normal, dass wir das als Team dann auch getan haben. Das ist wohl ganz normal.

Oder war das Pokal-Aus nach dem ordentlichen Saisonstart der Knacks?

Giefer: Man sagt ja, der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Es ist ein eigener Wettbewerb. Auch in dem Spiel haben wir es versäumt, frühzeitig einen Schlussstrich zu ziehen. Wir haben dem Gegner das Gefühl gegeben, da ist noch was drin. Aber dass es einen Knacks gegeben hat, glaube ich nicht. Es war die erste schlechte Leistung der Saison.

Es fällt auf, dass nach 60, 70 Minuten die Leistungskurve stark abfällt. Liegt es an der Kondition?

Giefer: Ich frage mich tatsächlich, warum wir zuletzt jeweils in den letzten Minuten so abgebaut haben. Wir hatten ja im Spielverlauf vorher nicht das zwingende Tempo oder haben so viele Meter gemacht. In Köln und gegen Dresden haben wir wesentlich mehr Arbeit geleistet als gegen Dresden, und deshalb müssen wir uns schon fragen, woher dieser Einbruch kommt. Der Gegner spürt das und legt alles rein, weil er spürt, dass gegen uns etwas drin ist. Konditionell sind wir gut aufgestellt, und wir wollen auch ein Spiel aufziehen, das viel Laufarbeit beinhaltet. Daran arbeiten wir ja auch im Training.

Spielen denn die Verletzungen eine Rolle?

Giefer: Das ist schon heftig, wenn sieben vermeintliche Stammspieler ausfallen. Aber trotzdem ist die Qualität da. Die neuen Jungs haben sich gut eingelebt. Wir müssen aber nicht darüber sprechen, dass ein Martin Latka oder Stelios Malezas eine enorme Präsenz und Sicherheit in die Mannschaft bringen. Auch Leute wie Axel Bellinghausen und Charly Benschop sind wichtig. Das Management hat dafür gesorgt, dass wir diese Leute ersetzen können. So kann ich diesen Umstand nicht als Ausrede akzeptieren und wir benutzen ihn auch nicht als solche.

Spielen auch die Systemumstellungen zuletzt eine Rolle?

Giefer: Nein, die Jungs spielen schon alle mindestens zehn Jahre leistungsmäßig Fußball. Da haben alle so viele Spielminuten in den Beinen, dass jeder weiß, was er zu tun hat — in jedem System. Da muss man sich auch als Spieler hinterfragen, sich ausreichend mit dieser Materie beschäftigt zu haben. Denn man muss als Profi verstehen, warum und wie wir das alles machen.

Wie sehr würde ein überzeugender Erfolg helfen?

Giefer: Jeder Sieg hilft. Auch mal ein klares Spiel, oder ein überzeugender Auftritt. Dann kommen die Punkte von allein.

Klappt das in St. Pauli?

Giefer: Das wird ein heißer Kampf. Unser Maßstab muss sein, dahin zu fahren und eine überzeugende Leistung zu bringen, damit wir wieder wissen, wie das funktioniert. Es sollte auch mal Spiele geben, in den wir mal glücklich gewinnen. Aber wir wollen natürlich guten Fußball spielen. Ich gehe davon aus, dass wir in Hamburg leidenschaftlich und diszipliniert auftreten werden.

Schauen die Spieler in dieser Situation intensiv auf die Tabelle?

Giefer: Meiner Meinung nach sagt die Tabelle noch wenig aus. Das ist auch nicht maßgeblich. Wir reden von zwei, drei Spielen, in denen wir das wieder neutralisieren können. Die 2. Liga ist enger zusammengerückt. Mit ein paar Spielen kann es in die eine oder andere Richtung gehen. Zudem ist unser Ziel erst einmal, zu unserem Spiel zu finden. Zeigen, was wir spielen wollen. Letztlich kann aber keiner sagen, dass er nicht auf die Tabelle schaut. Im Endeffekt ist die Tabelle, das, was zählt. Dafür spielen wir Fußball.

Wie haben Sie selbst das alles verarbeitet, was in der vergangenen Saison auch mit Ihnen passiert ist?

Giefer: Es war ein Jahr, in dem sehr viel passiert ist. Es war ja absolut keine normale Saison. Das ging sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Davon will ich aber gar nichts missen. Es hat sich herausgestellt, dass so etwas einen Torwart weiterbringt. Ich habe viel daraus gelernt. Auf viele Sachen hätte man gerne verzichtet, aber das gehört dazu. Es ist nicht meine Art, mit Scheuklappen durch die Gegend zu laufen. Ich sauge das auf und ziehe meine Schlüsse daraus, gerade, was das Negative angeht.

War es deshalb auch so wichtig, wieder die Nummer eins bei der Fortuna zu werden?

Giefer: Für mich war ganz klar, dass ich — wenn ich bei der Fortuna bleibe — auch spielen werde. Am Anfang der Vorbereitung war ich so ein wenig in der Beobachterrolle. Neue Spieler, neues Trainerteam. Die erste Phase war ein wenig schwierig. Aber ich war mir dann wieder sicher, meine Leistung bringen zu können.

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