„Bengalos gehören raus“

Fortuna- Aufsichtsrat Günter Karen-Jungen plädiert für mehr Mitsprache der Fans im Verein.

Düsseldorf. Günter Karen-Jungen ist Sportpolitiker und gerade als Aufsichtsrat von Fortuna Düsseldorf bestätigt worden. Er hält engen Kontakt zu vielen Fan-Vertretern. Die jüngsten Störungen durch randalierende Fußball-Fans sieht er kritisch, aber differenziert.

Herr Karen-Jungen, mittlerweile gibt es fast bei jedem zweiten Auswärtsspiel Randale durch Fortuna-Fans. In der Arena wurden zudem zwei Kameraleute durch einen Böller verletzt. Täter sind bislang nicht bekannt. Sind Sie besorgt?

Karen-Jungen: Die Fortuna hat die Zahl ihrer Besucher seit dem Aufstieg verdoppelt, hinter Hertha sind wir mit 21 000 Fans bei Heimspielen die Nummer zwei der Liga. Wir haben viele Fan-Gruppen, die sich sehr gut selbst verwalten. Leider gibt es wie bei anderen Vereinen auch einige, die Ärger machen. Ich will das nicht verharmlosen, aber man muss jeden Einzelfall sehr genau betrachten. Die Sorge hält sich deswegen in Grenzen.

Zuletzt haben Fortuna-Fans sogar bei einem Sechtsligaspiel in Ratingen gegen Uerdingen Krawall gemacht. Reicht’s nicht langsam?

Karen-Jungen: Sie haben ein paar provokante Gesänge angestimmt und ein Bengalo gezündet. Mit den Schlägereien hatten die Fortuna-Fans nichts zu tun, das hat die Polizei bestätigt. Insofern kann ich manche Stimmungsmache nicht nachvollziehen.

Dennoch gibt es eine Häufung der Vorfälle. Was halten Sie von den vielen Rauchbomben, die vor allem auswärts gezündet werden? Familien und junge Besucher werden dadurch verschreckt.

Karen-Jungen: Es gibt da unter den Fans unterschiedliche Ansichten. Ich habe dazu eine klare Meinung: Bengalos und Pyrotechnik gehören nicht ins Stadion. Sie machen Leuten Angst, verunsichern Familien. Also gehört es sich nicht, sie abzufackeln. Wer also Bengalos nötig hat, kann sie anderswo abbrennen. Fortuna hat übrigens in den letzten eineinhalb Jahren eher weniger Zwischenfälle gezählt, nur zuletzt gab es einen Zuwachs — leider gibt es diesen Trend, auch bei anderen Klubs.

Als ein Böller im Spiel gegen Osnabrück die Kameraleute verletzte, hat sich Fortuna-Vorstand Paul Jäger vor die Südtribüne gestellt und den Täter gefordert. Passiert ist bislang nichts, auch nicht in den anderen Fällen.

Karen-Jungen: Abwarten. Es gibt Zeugenhinweise auf den Böllerwerfer, die Ermittlungen der Polizei laufen noch. Der Verein wird jedoch erst tätig, wenn der Vorgang strafrechtlich geklärt ist. Ohne Rechtssicherheit geht da nichts, niemand wird Sanktionen aufgrund von Vermutungen aussprechen. In einem anderen Fall sieht es deutlicher aus: Der Bengalowerfer von Duisburg ist inzwischen identifiziert, das Strafverfahren läuft.

Wird Fortuna eine härtere Gangart einschlagen? Der Verein ist nicht bekannt dafür, offensiv Stadionverbote auszusprechen.

Karten-Jungen: Ich bin nicht für den operativen Bereich zuständig, aber ich denke: Wer Straftaten begeht, muss auch mit solchen Strafen rechnen. Andererseits muss man auch prüfen, wann ein solches Verbot Sinn hat. Ich halte nichts von Pauschalregelungen.

Die Vereinsführung setzt auf die Kooperation mit den Fans, damit der gute Weg fortgesetzt wird und auch die Problemfans in Schach gehalten werden. Was sagen Sie dazu?

Karen-Jungen: Die Idee ist in meinen Augen überzeugend: Die Fans übernehmen mehr Verantwortung und erhalten im Gegenzug mehr Mitsprache. Wie dies geschieht, ob durch die direkte Anbindung an den Verein oder durch Delegation in ein Gremium, muss noch geklärt werden. Wichtig ist, dass dies in der Satzung des Vereins geregelt wird. Auch die Formulierung eines Ehrenkodex’ nach dem Vorbild von Werder Bremen, der für alle gilt, vom Fan bis zum Spieler, ist sicher eine lohnenswerte Initiative.

Der Aufsichtsrat hatte sich vorgenommen, bis 2012 aufzusteigen. Der Countdown läuft also.

Karen-Jungen: Ob’s wirklich nächste Saison damit klappt, kann niemand sagen. Wichtig ist, dass der solide Weg weitergegangen wird. Wir müssen weiter Schulden abbauen, die spielerische Qualität stabilisieren und vor allem auswärts punkten. Erst dann kann es mit dem Aufstieg klappen. Fortuna arbeitet kontinuierlich und seriös an seinen Zielen, und es wäre schön, wenn dies Düsseldorfer Sponsoren endlich stärker honorieren würden.

Was müsste zudem angepackt werden?

Karen-Jungen: Sicherlich sollte stärker in die Jugendarbeit und das Marketing investiert werden, Rhein Fire hat mit seiner offensiven Art in der Region viel erreicht und ist vielleicht in manchem Punkt ein Vorbild. Pressesprecher Tom Koster braucht dringend Verstärkung. Mein persönliches Ziel ist, dass Fortuna mittelfristig den Mädchen- und Frauenfußball einführt. Das würde das Image noch einmal deutlich heben.

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