Fortuna-Film: Denkmal für die Fans

Mathias Brühl und Philipp Klages sind seit zehn Jahren mit der Kamera dabei. Auch als der Klub seine schwärzesten Stunden erlebte.

Düsseldorf. Die Herbstmeisterschaft im Blick, nicht selten mehr als 30 000 Zuschauer und eine Stadt, die ihre Liebe zum Fußball (wieder-)entdeckt hat. Kurzum: Fortuna boomt. Doch es gab auch andere Zeiten. Nur etwas mehr als sieben Jahre ist es her, da war Fortuna viertklassig. Nur knapp 5000 Fans verloren sich zu den Oberliga-Spielen im Flinger Broich. Zwei von denen, die auch damals dabei waren, sind Mathias Brühl (27) und Philipp Klages (29). Seit zehn Jahren haben sie bei jedem Fortunaspiel ihre Kamera dabei. Doch ihr Interesse gilt nicht nur dem Spiel, sie filmen vor allem die Fans und veröffentlichen ihre Videos im Internet und auf DVD.

Nun wird alles eine Nummer größer. Für den 27. November haben Brühl und Klages gleich ein ganzes Kino gemietet. Dann läuft im CineStar in Oberkassel die Premiere ihrer Dokumentation „Nie mehr Oberliga — zwei Jahre in der Viertklassigkeit mit Fortuna Düsseldorf“. Ein Jahr lang haben die beiden Filmemacher an dem Streifen gearbeitet, mehr als 50 Stunden Material gesichtet, Interviews geführt und geschnitten.

Herausgekommen ist ein Stück Vereinsgeschichte. Ein Film über eine Zeit, in der man schief angeguckt wurde, wenn man mit Schal oder Trikot durch die Stadt lief. In der Fortuna nicht „in“ war. Deswegen verstehen die beiden Düsseldorfer ihren Film als ein Geschenk an die Fans, die auch damals in Freialdenhoven, Düren oder Bergisch Gladbach dabei waren.

Und weil das sportliche Niveau seinerzeit nicht immer zu ertragen war, dreht sich die Dokumentation vor allem um die Fans. „Wir versuchen die Frage zu beantworten, was die Fans damals angetrieben hat, immer wieder zu den Spielen zu fahren“, sagt Klages. Brühl ergänzt: „Wir wollten unseren Wegbegleitern einerseits eine schöne Erinnerung bieten, andererseits aber auch den vielen neuen Fans zeigen, wie es war, als Fortuna die schwärzeste Zeit der Vereinsgeschichte durchlebte.“ Entsprechend kommen vor allem die Fans zu Wort.

Aber auch Mannschaftsbetreuer Aleks Spengler, die Spieler Robert Niestroj, Axel Bellinghausen und Frank Mayer geben ihre Eindrücke zum Besten. Auffällig ist, wie sehr sich das Stadionerlebnis gewandelt hat. Fortuna spielte damals weit ab der glitzernden Bundesliga-Welt.

Der Film spielt in einer Zeit, als Fußball noch nach Bier und Bratwurst roch und bengalische Feuer niemand störten. Ginge es nach den beiden, könnte das noch immer so sein. „So lange es im Block bleibt, sollte es still geduldet werden. Wir haben doch bei unserem Spiel letztens in Braunschweig gesehen, wie man es richtig macht, und alle waren begeistert von der Atmosphäre“, sagt Brühl zur aktuellen Debatte.

In die Oberliga möchte er trotz der dortigen Freiheiten nicht mehr zurück. Diese Zeit ist vorbei — und hat durch Brühl und Klages nun ihr eigenes filmisches Denkmal.

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