St. Vinzenz-Krankenhaus: Gab Chefarzt einer ganzen Station Psychopharmaka?

Der Chef der Inneren soll Privatpatienten ohne deren Wissen Antidepressiva verabreicht haben.

Düsseldorf. Schwere Vorwürfe gegen den Chefarzt der Inneren Medizin am St. Vinzenz-Krankenhaus: Nach Informationen der WZ soll er ohne medizinische Indikation und ohne deren Wissen und Einwilligung mehreren Patienten der Privatstation A4 über Tage hinweg das Antidepressivum Aponal verabreicht haben. Das steht in einer anonymen Anzeige wegen wiederholter Körperverletzung, die Anfang März an die Staatsanwaltschaft geschickt worden ist.

Zumindest seit Ende Mai 2007 soll das Medikament pauschal verabreicht worden sein. In Stationszimmer der entsprechenden Station habe ein Aushang mit folgendem Inhalt gehangen: "Jeder Patient soll zur Nacht eine Tablette Aponal 15 mg erhalten. Reduzierung bzw. Erhöhung (max. 50 mg) bei Bedarf. Gültig ab 28.05.2007."

Dies sei auf ausdrückliche Anweisung des Chefarztes geschehen - und von der pflegerischen Leitung der Station "eindringlich durchgesetzt" worden. Im Spätherbst soll der Aushang entfernt worden sein - eine Kopie davon soll aber immer noch im Stationszimmer ausliegen.

"Sollte es zutreffen, dass Psychopharmaka unkontrolliert, schematisch, ohne Indikation und ohne Wissen der Patienten verabreicht worden sind, ist das als Kunstfehler einzuschätzen", sagt Dr. Robert Schäfer, Geschäftsführender Arzt der Ärztekammer Nordrhein. "Jede Medikamenten-Gabe erfordert die Einwilligung der Patienten."

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