Stadt wehrt sich gegen eine neue Rotlicht-Meile

In Rath machen sich immer mehr Freudenhäuser breit. Politik und Verwaltung steuern jetzt gegen.

Düsseldorf. Grundsätzlich ist die Ausübung des „ältesten Gewerbes der Welt“ nicht strafbar. In Düsseldorf wurden allerdings, wie in vielen anderen Städten auch, Sperrbezirke eingerichtet. So sind etwa weite Teile der Innenstadt für die Prostitution verboten. Wer dagegen handelt, macht sich strafbar. In den Außenbezirken sind Sex-Clubs, Kontaktbars und Saunaclubs erlaubt, in Gerresheim liegt ein Etablissement sogar gleich neben einer Kirche, weitere Adressen finden sich in Flingern, Eller, Wersten und neuerdings vermehrt in Rath.

„Flingern hat am Höherweg seine Automeile und Rath an der Theodorstraße seine Bordellmeile“, ärgert sich Christoph Nembach von der Bürgerinitiative für soziale Ausgewogenheit. Im WZ-Gespräch erklärt er: „Das Rotlichtmilieu breitet sich bei uns immer mehr aus. Wir haben schon einen so genannten Sauna-Club am Rather Broich und ein anderes Etablissement an der Straße Am Schüttenhof. Wir haben ein Freudenhaus an der Iserlohner Straße und einen VIP-Club an der Helmutstraße. Jetzt reicht es.“

Was Nembach „reicht“, ist das geplante Bordell an der Oberhausener Straße 17, nördlich der florierenden Theodorstraße mit dem Rather Dome. Das war Thema der letzten Sitzung im Rather Rathaus an der Münsterstraße. Ein Betreiber hatte im letzten Jahr eine Bauvoranfrage für ein leerstehendes Gebäude an der Oberhausener Straße gestellt. Er will es als „FKK- und Saunaclub einschließlich gewerblicher Zimmervermietung bordellähnlicher Art“ nutzen. Die Stadt wurde hellhörig, musste aber die Erlaubnis erteilen, weil das Haus in einem Gewerbe- und Industriegebiet liegt und weil es keine Wohnungen in der Nachbarschaft gibt. Die Bezirksvertretung 6 (Rath, Mörsenbroich) wurde daher nicht beteiligt.

Doch als jetzt der Betreiber den Bauantrag vorlegte, war plötzlich vom Einzug neuer Zwischendecken die Rede. Damit hätte er den Saunaclub massiv ausgedehnt. Die Stadt lehnte die Pläne ab. Es mache keinen Sinn, die Theodorstraße zu einem hochwertigen Gewerbegebiet zu entwickeln und an der Flanke weitere Eroszentren zuzulassen.

Sie muss aber ihr Nein rechtlich absichern. Deshalb ändert sie den Bebauungsplan in einem vereinfachten Verfahren. Das heißt, die Gegend rund um die Theodorstraße bleibt Industriegebiet, aber Bordelle und bordellartige Betriebe werden ausgeschlossen. Die kleinere, schon genehmigte Variante an der Oberhausener Straße darf gebaut werden. Auch bestehende Häuser dürfen bleiben.

Während die Stadt die Entwicklungen in der Szene mit Argusaugen beobachtet, sind der Polizei die legalen Bordelle zumindest lieber als ein Rotlichtviertel mit illegaler Straßenprostitution. „Da wissen wir wenigstens, mit wem und was wir es zu tun haben“, sagt Sprecher André Hartwich. Der einzige Straßenstrich-Brennpunkt der Stadt befindet sich derzeit an der Charlottenstraße — mitten im Sperrbezirk. Den haben Polizei und Ordnungsamt natürlich besonders im Auge. Beim Ordnungsamt gibt es sogar ein Extra-Team, das den Bereich beobachtet.

Ansonsten habe man in Düsseldorf keine Probleme mit Kriminalität im Rotlicht-Milieu. „Die Bordelle und Sauna-Clubs sind für die Polizei eher unauffällig“, sagt Hartwich.

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