Stadtsparkasse - Affäre Pooth: Angst vor noch mehr Schmutz

Die Stadtspitze zieht die Reißleine, um das Institut aus den negativen Schlagzeilen zu holen. Ein Interimsvorstand soll nächste Woche stehen.

Düsseldorf. In wenigen dürren Zeilen teilt die Stadt am Freitag das Aus für Sparkassenchef Heinz-Martin Humme mit: "Aufgrund eines einstimmigen Beschlusses des Hauptausschusses der Stadtsparkasse Düsseldorf ist der Vorsitzende des Vorstandes, Heinz-Martin Humme, ab sofort bis auf Weiteres von seinen Dienstpflichten entbunden worden." Punkt. 13.56 Uhr, Ende der Durchsage. Der Träger der Sparkasse zieht die Reißleine-nach den verheerenden Schlagzeilen der letzten Tagen zur Korruptionsaffäre um Franjo Pooth ein fast logischer Schritt. Bewusst setzt Oberbürgermeister Erwin keine weitere Pressekonferenz an, um irgendwie zumindest etwas Ruhe in das Thema zu bekommen.

Angst vor weiteren unappetitlichen Details zum Schaden der Sparkasse

Dass Humme nicht mehr zu halten ist, war schon am Donnerstagabend klar. Seine Erklärung, er habe zwar einen Fernseher von Pooths Firma Maxfield erhalten, ihn aber zurückgegeben (aufgrund der Größe des Geräts und weil er jeden nicht vertretbaren Preisnachlass wegen der Kundenbeziehung zu Maxfield vermeiden wolle), reichte nicht. Das sei bizarr, wetterte Erwin. Er und die Bürgermeister Dirk Elbers und Gudrun Hock hatten im Hauptausschuss von Humme eine eidesstattliche Versicherung verlangt, dass an sämtlichen Vorwürfen der Untreue und der Bestechlichkeit nichts dran sei. Erwin: "Wir sind keine Staatsanwälte, das ist das Einzige, was wir tun können." Doch Humme verweigerte das. Nach WZ-Informationen verwies er in einem Brief an die vier Mitglieder des Hauptausschusses mit unvollständigen und unverständlichen Sätzen sogar lapidar darauf, dass in seinem Arbeitsvertrag von der Abgabe eidesstattlicher Versicherungen keine Rede sei. Mit Karl-Heinz Stiegemann, der selbst um seine Beurlaubung gebeten hatte, und Humme sind zwei der vier Sparkassenvorstände damit weg vom Fenster. Mit einem blauen Auge davon kommt wohl Vorstand Bernd Eversmann, der nach Informationen der WZ zumindest einige Tranchen der Millionenkredite an die marode Pooth-Firma mit unterschrieben haben soll. Auch Hummes Intimus Ulrich Baumert, dem Sprecher der Stadtsparkasse, geht es zumindest vorerst nicht an den Kragen. Die Stadtspitze versucht auch deshalb, so schnell wie möglich reinen Tisch an der Berliner Allee zu machen, weil der Kübel mit Schmutz sich vermutlich "noch nicht komplett in der Öffentlichkeit ergossen hat", wie es ein ranghoher Insider formuliert. Schon wird zum Beispiel kolportiert, die Stadtsparkasse habe auch der persönlichen Visagistin von Verona einen Flug von München nach Düsseldorf spendiert. Zudem soll ein Kronzeuge versichern, dass Hummes Rechtfertigung nicht ganz den Tatsachen entspricht. So soll es sich in seiner Villa nicht um ein TV-Gerät aus Messeeinsätzen, sondern um ein originalverpacktes Exemplar gehandelt haben.Wie geht’s weiter? Mit Humme, der vor dem Ende seiner Bankerkarriere mit 55 Jahren steht, dürfte es zum Ringen um seine Abfindung kommen. Und für die Sparkasse wird schon nächsten Mittwoch vom Verwaltungsrat ein Interimsvorstand etabliert. Chronologie: Kredite, Promi-Hochzeit und ein FlachbildgerätWie die Insolvenz von Pooths Firma Maxfield zum Ende des Sparkassenchefs führte.

Heinz-Martin Humme und Verona Pooth hatten am Nikolaustag 2005 ganz offenkundig viel Spaß beim Empfang im Hilton-Hotel. (Foto: Galert)

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