Stefanie Hellmich & Gott - Mit Föhn und Feingefühl

Vor einigen Jahren fand Friseurin Stefanie Hellmich zu Gott, für ihre Kunden ist sie Ratgeberin und hat ein offenes Ohr.

Düsseldorf. Eines ist Stefanie Hellmich ganz gewiss nicht: ein unscheinbares Kirchenmäuschen. Erlebt man die Friseurin in ihrem lila-weißen Salon „Chairity“, so kann man sich der Energie und Wärme, die die junge Frau ausstrahlt, kaum entziehen. „Gläubig zu sein und Spaß am Leben zu haben, steht in keinem Widerspruch“, sagt sie mit kräftiger Stimme und strahlendem Lächeln und schaut einem direkt in die Augen. „Ich mache auch gerne mal Blödsinn und gehe offen auf Leute zu.“ Man glaubt es ihr sofort.

Gläubig war Stefanie Hellmich nicht immer: „In meiner Jugend habe ich viel Unsinn gemacht. Ich ließ mich auch nicht firmen, wollte es nicht nur der Geschenke wegen tun“, sagt sie. Erst vor zwei Jahren findet die 32-Jährige dann zu Gott — oder vielmehr findet er sie: „Durch viele kleine Begebenheiten bekam ich das Gefühl, da will jemand was von mir.“ Bücher scheinen sie direkt anzusprechen. Einmal geht sie aus reiner Intuition in eine Kirche, tritt zum Tabernakel, schlägt dort ein Gotteslob auf und findet ausgerechnet das Lieblingslied ihrer verstorbenen Oma vor.

Bei Kirchenbesuchen lernt Hellmich andere junge Katholiken kennen, die sie verstehen und bei denen sie sich geborgen fühlt. Sie lässt sich nachträglich firmen: „Das Evangelium meines Firm-Gottesdienstes besagte: Verkauft alles und folgt mir nach. Das tat ich dann.“ Zum Entsetzen von Familie und Freunden lässt Stefanie Hellmich alles hinter sich. Sie kündigt Job und Wohnung und beschließt, Missionsarbeit zu leisten. „Alle fragten mich: ‘Was ist denn, wenn du wiederkommst?’ Aber ich hatte keine Angst.“

Die Organisation Regnum Christi schickt sie für einige Monate nach Dublin, wo sie als Co-Worker die Mädchen eines Internats betreut. Danach will Hellmich sich für ein weiteres Jahr verpflichten, doch sie spürt, dass Gott andere Aufgaben für sie vorgesehen hat: Ihr Platz ist nun wieder in Düsseldorf, als Friseurmeisterin. „Erst sträubte ich mich, doch in Gesprächen mit meiner geistlichen Begleitung erkannte ich: Gott will, dass ich das jetzt mache. Also sagte ich zu Gott: Okay, ich gehe, die Schritte, die ich gehen muss, aber den Rest machst du.“

Und tatsächlich fügt sich alles in Windeseile: Durch Zufall stößt Hellmich auf den kleinen Salon an der Bertastraße, ganz in der Nähe findet sie eine Wohnung. Im Juli 2010 eröffnet sie ihr Geschäft — und kann sich bald kaum vor Kunden retten.

Doch die Menschen kommen nicht nur wegen der Frisur-Beratung, viele schütten der jungen Frau ihr Herz aus, suchen Rat oder Trost. „Leute sprechen mit mir über Eheprobleme oder wenn sie jemanden verloren haben. Sie fragen mich, ob sie kirchlich heiraten oder ihr Kind taufen lassen sollten. Manche Kunden rufen auch an, nur um mir ihre Gebetsanliegen durchzugeben.“

Dabei will Stefanie Hellmich weder anmaßend noch bevormundend sein: „Manchmal reicht es, Kraft zu geben, ein offenes Ohr zu haben, nett zu den Menschen zu sein.“ Die vielen Probleme und Anliegen nimmt sie dann wie ein Bündel mit in die Kirche und legt sie auf den Altar. „Wer zu mir kommt, wird automatisch in mein Gebet eingeschlossen.“

Auch finanziell will die Friseurin mit ihrem Salon Gutes tun: 50 Cent jeder Dienstleistung werden gespendet, an christliche Organisationen in der Dritten Welt, aber auch für Anliegen gleich vor ihrer Haustür, wie zuletzt den Gerresheimer Martinszug. „Sonst sitzt der Martin ja irgendwann auf einem Holzpferd“, sagt sie.

Ob in dem Salon auf lange Sicht ihre Zukunft liegt, weiß Stefanie Hellmich jedoch nicht. „Wenn Gott einen anderen Plan für mich hat, dann gehe ich diesen Weg“, sagt sie. Nachdem sie einmal alles verkauft hat, hängt sie nicht mehr an materiellen Dingen.

„Wenn man auf Gott vertraut, wird für einen gesorgt. Das möchte ich den Leuten näher bringen.“ Das Schwierigste sei für viele, die Kontrolle abzugeben. „Dabei verströmt gerade das Entspannung. Mein Leben hat sich positiv verändert, seit ich weiß, dass ich nicht alles alleine schaffen muss.“

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