Straßenbahndepot: Hunderte kamen zum Abschied

Mit einem Tag der offenen Tür wurden gestern die Tore des Depots in Bilk ein letztes Mal geöffnet.

Düsseldorf. Als ob Petrus persönlich gegen die Schließung des Bilker Betriebshofs am Steinberg protestieren wollte, öffnete er zwischendurch immer mal wieder kurz und heftig alle Schleusen. Nach 103 Jahren Betrieb verließ am Sonntag die vorerst letzte Straßenbahn die Hallen in Bilk.

Ein bisschen wehmütig steht Erhard Breiding vor dem historischen Gemäuer und schaut auf die Triebwagen, die in Reih und Glied vor der Halle stehen. Den größten Teil seines Lebens hat er den Straßenbahnen der Rheinbahn gewidmet, war als Abteilungsleiter zuständig für die Entwicklung neuer Züge.

„Das sind alles meine Kinder“, sagt er im Scherz, aber etwas ist da schon dran. Zu fast allen Triebwagen kann er Geschichten erzählen. Die ersten Züge, deren Entwicklung er selber begleitet hat, waren die rot-weißen GT 8 S Anfang der siebziger Jahre. Breiding wünscht sich ein Museum für die alten Bahnen auf dem Gelände - ein kleines würde ihm schon genügen.

So wie er sehen es wohl die meisten der mehreren Hundert Besucher, die dem Wetter trotzen, um Abschied zu nehmen vom alten Betriebshof oder um einen neugierigen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

Die meisten interessieren sich für die historischen Straßenbahnen- die älteste von ihnen ist immerhin von 1920 — und die Frage: „Wie fühlen sich die harten Holzbänke denn nun wirklich an, auf denen schon die eigenen Groß- und Urgroßeltern in die Altstadt oder ins Grüne rumpelten?“

Klaus Männel weiß, wie sich eine Fahrt in den alten Bahnen anfühlt — er ist Vorsitzender der Linie D, der Arbeitsgemeinschaft historischer Nahverkehr. „Wir hoffen mit der Schließung gleichzeitig auf einen Neustart für das Depot als authentische Heimat für unsere Sammlung historischer Straßenbahnen“, sagt Männel. Ein Ausstellungszentrum mit Veranstaltungsort wünscht er sich.

Noch ist nicht entschieden, wie es mit dem Betriebshof weitergehen soll. Morgen treffen sich die Spitzen der CDU- und FDP-Ratsfraktionen, um über die weitere Verwendung zu entscheiden. Die Union wünscht eine Umwandlung aller drei Hallen in Künstler-Ateliers, die FDP möchte zumindest eine davon als Ausstellungsraum für historische Straßenbahnen behalten - mit der Option auf weitere Nutzung als Event-Location.

Klaus Männel wäre zu Kompromissen bereit. „Wir sind den Künstlern gegenüber sehr offen eingestellt“, sagt er. „Ein Miteinander ist möglich, es ist ja ein sehr großes Gelände.“

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