Straßenbahnen sollen öfter Vorfahrt bekommen

Stadt und Rheinbahn wollen rund 30 Ampeln in den kommenden Jahren für eine Vorrangschaltung anpassen.

Straßenbahnen sollen öfter Vorfahrt bekommen
Foto: JM

Düsseldorf. Lange Jahre galt die Politik in Düsseldorf als autofreundlich. Symbolisch am provokativsten in Szene gesetzt vom verstorbenen OB Joachim Erwin, der den Radweg auf der Luegallee persönlich entfernte. Immerhin: In der anschließenden Elbers-Ära gab es zumindest eine schriftlich formulierte Kehrtwende — wenn auch sehr spät: „Radverkehr gehört zum fließenden Verkehr“, hieß es 2013.

Dass der Autoverkehr in der Stadt aber weiterhin Vorrang hat, bekommen immer wieder die Kunden der Rheinbahn in den Straßenbahnen zu spüren. Besonders während der angespannten Baustellensituation an der Wehrhahn-Linie bedarf es ständiger Korrekturen, wenn Engpässe durch neue Verkehrsführungen entstehen. Erst wenn Zeitungen hartnäckig auf Probleme aufmerksam machen, werden Autofahrer frühzeitig durch Beschilderungen und Absperrbaken umgeleitet, damit Bahnen nicht im Megastau stecken bleiben.

Und mühsam werden weitere Vorrangschaltungen für Bahnen an Ampeln eingeführt, obwohl schon seit Jahren darüber diskutiert wird. Ein Beispiel, wo es klappt: am Reeser Platz. Grüne Welle für Bahnen heißt es hier. Autofahrer, die hier abbiegen oder die Kaiserswerther Straße queren wollen, brauchen eine Menge Geduld, wenn gleich mehrere Bahnen kommen. Ursache für diese Änderung vor wenigen Jahren war allerdings nicht die plötzlich erwachte Liebe der Verwaltung zum öffentlichen Nahverkehr: Es gab schlicht und ergreifend zu viele Unfälle mit Linksabbiegern. Eine Einzelmaßnahme ebenfalls noch aus dem vergangenen Jahr: Die Steuerung der Ampelanlage Bilker Allee/Kronenstraße wurde im September geändert. Gab es früher regelmäßiges Grün für Autofahrer in der kleinen Nebenstraße, haben sie nun das Nachsehen — zugunsten der Fahrgäste der Linie 708.

Unter OB Thomas Geisel soll nun das Thema ein grundsätzliches werden: Wie Stadtsprecherin Kerstin Jäckel-Engstfeld mitteilt, betrage das jährliche Budget für die „konsequente Vorrangschaltung“ für den ÖPNV etwa eine Million Euro.

In diesem Jahr sollen mit dem Geld wenigstens 20 Ampeln überprüft beziehungsweise angepasst sowie drei Lichtzeichenanlagen erneuert werden. In den folgenden Jahren soll das Programm fortgeführt werden: Von etwa 30 Ampeln ist die Rede, die dann jeweils angepasst würden.

Seit Dezember vergangenen Jahres tage regelmäßig ein Arbeitskreis zwischen Rheinbahn und dem Amt für Verkehrsmanagement, der sich mit der Umsetzung der Beschleunigung des Öffentlichen Personennahverkehrs beschäftige. Welche Ampeln Priorität haben, werde dort festgelegt. Kerstin Jäckel-Engstfeld: „Die Abwicklung wird linienweise anhand der Fahrprofile der Bahnen überprüft, hierbei werden Verlustzeiten identifiziert und Maßnahmen zur Beseitigung von Störeinflüssen festgelegt.“

Priorität hätten die Zulaufstrecken der Wehrhahnlinie sowie die U75. Auch konkrete Änderungen werden nach Angaben der Stadtsprecherin bereits in Angriff genommen. Aktuell wird die Signaltechnik im Bereich Düsseldorfer Straße zwischen Alberichweg und Belsenstraße sowie die Zulaufstrecke 712 zwischen Rather Broich und Lindemannstraße überplant und im laufenden Jahr geändert. Nachrangige Nebenrichtungen sowie Fußgängerquerungen würden länger zurückgehalten.

Auch die vor der Wahl von OB Geisel angekündigte „Taktverdichtung“ ist laut Jäckel-Engstfeld nicht vom Tisch. Sie müsse, falls möglich, zwischen der Stadt und der Rheinbahn vor der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes abgestimmt werden.

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