Streit um die Gaslaternen flammt wieder auf

An gleich drei Stellen sind historische Leuchten verschwunden — weil die Reparatur zu teuer wäre oder ihr Licht nicht hell genug ist.

Düsseldorf. Die Stadt nennt es „Energieeffiziente Straßenbeleuchtung“, die Gegner nennen es „Zerstörung von Kulturgut“. Der Streit um die historischen Leuchten in Düsseldorfs Straßen glimmt schon seit beinahe drei Jahren, und immer wieder lodert er auf. So wie jetzt an gleich drei Stellen in der Stadt.

Die Freunde der Gasbeleuchtung kennen ihre teilweise über 100 Jahre alten Schätzchen und deren Standorte genau. Da wundert es nicht, dass es der Initiative Pro Gaslicht aufgefallen ist, dass zehn Gaslaternen verschwunden sind.

Acht in der Benrather Flenderstraße, eine vom Model „Alt-Düsseldorf“ in der Neubrückstraße in der Altstadt und im denkmalgeschützten Hofgarten eine des Typs „Frankfurt“.

Das Problem: Diese Leuchten gehören nicht zu den 1400, deren Umrüstung auf elektrischen Betrieb im Masterplan der Stadt bis 2015 beschlossene Sache ist. Die Gaslaternen-Verteidiger wittern einen Skandal, doch die Stadt wiegelt ab. Die Umrüstung in Benrath sei vom Masterplan gedeckt.

„Bei Arbeiten an der Gasleitung wurde entdeckt, dass diese marode ist.“ Es habe sich aus wirtschaftlichen und technischen Gründen nicht mehr gelohnt, diese instand zu setzen, darum habe man die Leuchten gleich auf elektrische Leuchtmittel umgerüstet, heißt es aus dem Verkehrsdezernat.

Zwar steht in der Beschlussvorlage für den Masterplan zur Gasbeleuchtung, es seien keine „typischen Wohnstraßen oder Stadtteilzentren sowie keine gestalterisch sensiblen Bereiche“ zur Umrüstung vorgesehen — die Flenderstraße ist aber eine Wohnstraße.

Doch ein paar Zeilen weiter heißt es sinngemäß auch: Wenn Baustellen oder aufwändige Instandhaltungsmaßnahmen eine Umrüstung sinnvoll machen, können auch Bereiche, die im Plan nicht vorgesehen sind, auf Stromleuchten umgerüstet werden. Freilich nach einer Anwohnerbeteiligung und dem Beschluss der jeweiligen Bezirksvertretung. Diese Vorgehensweise sei eingehalten worden, so die Stadt.

Auch bei der als Hofgarteninventar denkmalgeschützten Frankfurt-Leuchte an der Landskrone greift diese Argumentation laut Verkehrsamtsleiterin Andrea Blome: „Hier muss die Rampe zur neuen Landskronenbrücke ausgeleuchtet werden. Daher bleibt die Laterne bestehen, wird aber auf stärker leuchtende LED-Technik umgerüstet.“

Das alles treibt Andreas Meßollen die Zornesröte ins Gesicht. Der zertifizierte Gasleuchtenbauer ist Kopf der Düsseldorfer Initiative. „Niemand erkennt, welchen kulturellen Reichtum die Stadt da verliert“, sagt er.

Die Leuchten in Benrath stammten aus den 1920er Jahren, das seien „Leuchten mit Geschichte“, eigentlich „unkaputtbar“. Und die „Frankfurt“ im Hofgarten sei ohne die Wärme der Gasbeleuchtung „in fünf bis zehn Jahren durchgerostet“.

Der Verfechter des warmen Gaslichts empfindet die Argumente der Verwaltung als vorgeschoben. „Es geht nur ums Image. In der Stadtspitze gilt Gaslicht als etwas Gestriges. Dabei ist es eine Technologie mit Zukunft, betrachtet man die zunehmende Nutzung von Bio- oder Deponiegasen.“

Für Meßollen ist der Masterplan mit seinen Umrüstungsschlupflöchern mehr eine „Verschleierung des stetigen Abbaus als ein Plan zur Erhaltung“ der historischen Laternen: „Die entscheidende Frage danach, was in Zukunft mit der Gasbeleuchtung passiert, wird darin jedenfalls nicht beantwortet.“

Kleiner Trost: Die Laterne in der Neubrückstraße, die der Baustelle für das Andreas-Quartier weichen musste, soll später wieder dort stehen — mit Gas beleuchtet.

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