Düsseldorf-Flingern Tapsi-Kinder sind in Bewegung

In der motopädischen Kita können alle ihren Bewegungsdrang ausleben.

Düsseldorf-Flingern: Tapsi-Kinder sind in Bewegung
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Amin (4) und Leona (5) hopsen munter auf dem Trampolin, während sich Leona (5), Soufian (5) und ihre Freunde im Bällebad wälzen: Im Bewegungsraum der motopädischen Kindertagesstätte Tapsi in Flingern ist immer was los. Auch Kletterwand, Schaukel und Boxsack haben die Kinder in Beschlag genommen.

„Bewegung ist das Medium der Kinder“, sagt Christel Solcher, Erzieherin und Motopädin. Doch Tapsi ist mehr als nur eine Bewegungskita. „Bei uns gibt es wenig Hierarchie, wir suchen den Konsens über Mehrheiten gemeinsam mit den Kindern“, erklärt die Leiterin der Einrichtung. Der Fokus liege auf der gegenseitigen Wertschätzung, Akzeptanz und dem Mitsprache-Recht: „Das ist unsere Grundhaltung. Wir stärken die Kinder und arbeiten gemeinsam mit ihnen an ihren Schwächen“, erklärt sie. „Kinder sollten ein gesundes Vertrauen entwickeln, wissbegierig sein und bestimmte Grenzen nicht überschreiten.“

Neun Erzieher und eine Küchenkraft sind für die 42 Jungen und Mädchen ab zwei Jahren im Einsatz. In zwei Gruppen- und vier Nebenräumen auf 400 Quadratmetern verbringen die Kinder ihre Zeit. Im Ruheraum lesen und schlafen sie, im Bauraum gibt es Lego, Eisenbahn, Kleininstrumente wie Xylophon und Trommel, im Kreativraum wird gebastelt und experimentiert, in einem weiteren Raum steht ein Lehmhaus und dort ist auch eine Puppenecke.

Im Essensraum wird ab 8 Uhr ein Frühstücksbuffet aufgebaut mit Rohkost, Obst, Müsli, Käse, Wurst und diversen Brotsorten. „Manchmal essen wir auch gemeinsam auf dem Boden“, berichtet Solcher. Da die Kita kein Außengelände hat, werden die Spielplätze und Parks in der Umgebung fast täglich besucht. „Wohin wir gehen, das entscheiden die Kinder um 9.15 Uhr im Morgenkreis.“

Seit Oktober vergangenen Jahres ist der motopädische Kindergarten in den Räumen an der Albertstraße untergebracht. 1995 wurde Tapsi eröffnet, seit 2008 bestimmt das Konzept der Motopädie den Alltag.

Der Bewegungsdrang der Kinder wird gezielt zum Lernen genutzt: „Für ein Kind, das grobmotorisch ungeschickt ist, bauen wir zum Beispiel Hürden im Bewegungszimmer auf und animieren es, die Hürde zu nehmen.“ Durch solche Vorschläge und Aufforderungen entwickelten die Kinder selbst Lösungen und verbesserten ihr Defizit. „Ein Kind mit Gleichgewichtsproblemen lernt etwa über eine Turnbank zu balancieren, krabbelt durch einen Schwebetunnel oder bekommt von uns eine Slash-Pipe in die Hand.“

Dieses transparente Rohr ist mit Wasser gefüllt. Die Wassermenge bewegt sich permanent im Inneren der Röhre mit einer unkontrollierten Eigendynamik. Der Trainierende muss die Kräfte durch bewusstes Stabilisieren ausgleichen. „Diese spielerischen Trainingsmethoden sind alle sehr erfolgreich“, sagt Solcher.

26 Nationalitäten haben die 42 Tapsi-Kinder. Viele von ihnen sprechen anfangs kein Wort Deutsch. „Wenn sie zwei Jahre bei uns sind, sprechen sie sehr gut“, sagt die Erzieherin. Aggressionen gebe es kaum: „Manchmal kämpfen zwei Kinder, das ist okay“, sagt sie. „Allerdings nach fairen Regeln.“ Und wer wütend sei, müsse seine Wut nicht unterdrücken, sondern dürfe sie ausleben — allerdings nur am Boxsack.

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