Düsseldorf Techniker sechs Tage lang entführt und gefoltert

43-Jähriger wurde regelrecht „gemartert“. Sechs der Angeklagten sitzen noch in Untersuchungshaft. Akte unvollständig?

Düsseldorf: Techniker sechs Tage lang entführt und gefoltert
Foto: dpa

Düsseldorf. Für Michael B. (Name geändert) sollte der 17. Oktober vergangenen Jahres ein schöner Tag werden. Er hatte Gäste eingeladen, um seine Wohnung an der Vennstraße einzuweihen. Doch die Party endete fürchterlich. Der 43-Jährige wurde überfallen, entführt und sechs Tage lang brutal gefoltert. Seit Dienstag müssen sich eine 33-jährige Frau und sieben mutmaßliche Komplizen wegen erpresserischen Menschenraubes vor dem Landgericht verantworten. „Mein Mandant wurde regelrecht gemartert“, erklärte Rechtsanwalt Wolfgang Steffen, der den Krankenhaus-Techniker als Nebenkläger vertritt.

Alles begann mit einer seltsamen Liebesgeschichte, die vier Jahren auf einem Campingplatz im Siebengebirge ihren Anfang nahm. Da lernte Michael B. die 33-Jährige kennen. Angeblich waren die beiden kein richtiges Paar, aber auch mehr als normale Freunde. Fest steht, dass es bei einer Wohnungsbesichtigung zwischen den beiden Streit gab, bei dem das spätere Opfer handgreiflich geworden sein soll.

Die 33-Jährige wiederum soll ihre beiden Brüder (22 und 32 Jahre) aufgefordert haben, dem Bekannten eine Lektion zu erteilen. Doch nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurde daraus ein wahres Martyrium. Zunächst sollen mehrere Angeklagte den 43-Jährigen in seiner Wohnung misshandelt haben. Dabei drückten sie Michael B. angeblich eine Zigarette auf der Stirn aus.

Das war nur der Auftakt: Ein 23-jähriger Wuppertaler soll das hilflose Opfer gezwungen haben, seine Online-Banking-Geheimzahl zu verraten. Außerdem musste Michael B. eine Urkunde unterschreiben und bestätigen, dass er angeblich seinen Ford Focus an den Angeklagten verkauft habe.

Am nächsten Tag sollen die Täter die Wohnung an der Vennstraße komplett ausgeräumt haben. Möbel, sämtliche Wertgegenstände, unter anderem ein Fernseher, Computer, Lautsprecher, Spülmaschine und sogar eine Kaffeemaschine, wurden gestohlen. Schließlich soll der bewusstlose Techniker in einen Wagen gezerrt und in die Wohnung des 33-Jährigen nach Wuppertal gebracht worden sein.

Hier soll Michael B. weiter geohrfeigt und getreten worden sein. Währenddessen wurden mit seiner EC-Karte 960 Euro an Geldautomaten abgehoben. In der Zeit vom 19. bis 23. Oktober wurde der 43-Jährige in der Wohnung festgehalten. Abwechselnd sollen ihn die acht Angeklagten bewacht und misshandelt haben.

Um eine weitere Geheimzahl zu erpressen, wurde Michael B. mit einem Schlagstock und einem Besenstiel bis zur Bewusstlosigkeit gefoltert. „Dann quälten sie ihn mit einem Elektroschocker, bis die Batterie leer war“, so die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage. Mit einem Messer sei dem Oper zudem ein Hakenkreuz in die linke Schulter gestochen worden.

Kaum zu fassen: Zu der 33-Jährigen hat Michael B. immer noch Kontakt. Der Techniker soll ihr sogar geholfen haben, eine Wohnung zu finden — die Voraussetzung dass die Frau aus der Untersuchungshaft entlassen wurde.

Wie Steffen erklärte, leidet sein Mandant bis heute an den körperlichen und seelischen Folgen der Tat: „Er hofft, dass in ein bis zwei Wochen wieder arbeiten gehen kann.“ Immerhin ist sein Hund Tavuk inzwischen wieder aufgetaucht. Der Mischling war ebenfalls gestohlen worden.

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