Test: So laut ist Düsseldorf

Mittwoch ist der Tag gegen den Lärm. Die WZ prüft an Brennpunkten die Belastung.

Düsseldorf. Der Jumbo schwebt dröhnend über die Dächer Lohausens. Gudrun Elwakil steht im Vorgarten ihres Hauses und zuckt leicht zusammen. „Da ist wieder einer“, sagt sie und hält das Schallpegelmessgerät in die Luft. Ergebnis: 80 Dezibel. „Und das muss man morgens alle fünf Minuten ertragen“, sagt sie. Elwakil wohnt in Nähe der Abflugschneise des Flughafens.

Elwakil ist eine langjährige Flughafen-Kritikerin und engagiert sich auch für die Initiative „Bürger gegen Fluglärm“. Sie bekennt, sich bereits an die Lautstärke gewöhnt zu haben. Aber: „Im Garten sitze ich kaum noch, es kommen auch ungern Gäste zum Grillen vorbei“, sagt sie.

Im Fünf-Minuten-Takt wird es bis zu 85 Dezibel laut — nach dem Lärmwirkungsplan des Umweltamts entspricht das einer hochbelasteten Autobahn und ist als „laut“ einzuordnen. Nur eine Kreissäge oder eine Disko macht mehr Lärm.

„Dann sind gute Fenster wichtig“, sagt Elwakil. Die Stadt hat ihre Schallschutzfenster mitfinanziert: Haus- oder Wohnungseigentümer von Gebäuden in Straßenabschnitten, an denen tagsüber mindestens 70 Dezibel Straßenlärm gemessen werden, haben Anspruch auf eine solche Förderung. Die Fenster sollen die Lautstärke um bis zu zehn Dezibel mindern.

Gute Fenster hat auch Ina Guttmann, die in einem Eckhaus zur Kreuzung an der Corneliusstraße in Friedrichstadt wohnt. „Ich mache die Fenster auf der Straßenseite gar nicht erst auf, auch im Sommer nur zum kurzen Lüften“, sagt sie. Tochter Ella Ruhm findet: „Die ersten Nächte habe ich noch Ohr—stöpsel gebraucht, später wird das normal“, sagt sie. Dann macht sie die Fenster auf und kann sich, ohne lauter zu werden, nicht mehr mit der Mutter unterhalten. In einer Ampel-Grünphase hält sie das Messgerät aus dem Fenster. Bis zu 85 Dezibel zeigt es an, als neben den Autos zudem eine Bahn vorbeifährt.

Als typische Großstadt liegt Düsseldorf damit etwa im Durchschnitt der täglichen Lärmbelästigung. Von der Errichtung von Lärmschutzwänden bis zum Bau von Rasengleisen führt die Stadt regelmäßig Maßnahmen zur Lärmminderung durch. Auf der A 46 soll bald der so genannte Flüsterasphalt verlegt werden. Die Kosten für solche Maßnahmen liegen meist im sechsstelligen Bereich.

„Wir sind zuversichtlich, dass es den Asphalt am Werstener Trog und an der Fleher Brücke noch dieses Jahr gibt“, sagt Norbert Czerwinski, der für die Grünen im Verkehrsausschuss sitzt. Wichtig für die Lärmreduzierung sei allerdings auch eine geringere Geschwindigkeit.

Auf der Uerdinger Straße gibt es seit mehr als zwei Jahren Flüsterasphalt. „Es besserte sich nur leicht, die fahren hier sehr schnell“, sagt Anwohner Winfried Göllner. Auf der Theodor-Heuss-Brücke, die vor seinem Wohnzimmerfenster verläuft, misst er nach: 86 Dezibel. Göllner: „Ich halte meine Fenster lieber geschlossen.“

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