Thomas Geisel: „Düsseldorf ist genauso hip wie Berlin — wirklich“

Düsseldorf. Der neue OB Thomas Geisel über die zentralen Themen Wohnen und ÖPNV sowie das Image und die Außendarstellung von Düsseldorf.

Thomas Geisel: „Düsseldorf ist genauso hip wie Berlin — wirklich“
Foto: Sergej Lepke

Herr Geisel, sind Sie froh, dass es jetzt zweieinhalb Monate nach Ihrer Wahl endlich losgeht?

Geisel: In der Tat: Ich laufe mich jetzt schon seit einiger Zeit warm für die Amtsübernahme. Aber ich glaube, ich habe die Zeit gut nutzen können, um in vielen Gesprächen einen Eindruck davon zu gewinnen, was auf mich zukommt.

Sie werden viel Zeit investieren und viel arbeiten müssen.

Geisel: Ja, natürlich. Ich muss darauf achten, dass ich mich nicht verzettele. Man kann dieses Amt locker als permanenten 18-Stunden-Tag gestalten, ohne dass man politisch eine sonderlich große Wirkung erzielt. Das heißt: Es ist wichtig, sich immer wieder die zentralen Fragen vor Augen zu führen und dafür den Kopf freizubekommen.

Ein zentrales Feld ist die Wohnungspolitik. Sie haben im Wahlkampf versprochen, für deutlich mehr bezahlbaren Wohnraum zu sorgen. Wie setzten Sie das jetzt um?

Geisel: Ich präferiere ein Maßnahmenbündel. Ich möchte das bestehende Handlungskonzept erweitern und vereinfachen, konkret: Der Anteil des öffentlich geförderten Wohnungsbaus wird bei allen Bauprojekten von 20 auf 30 Prozent erweitert, 70 % werden über den freien Mark finanziert.

Ob das in einer Ampel mehrheitsfähig ist, ist fraglich. Damit gehen Sie zudem hinter das Handlungskonzept zurück, denn das sah je 20 Prozent für geförderten und für preisgedämpften Wohnraum vor — und nur 60 Prozent Markt.

Geisel: Nein, wichtiger ist, dass es eine feste, verbindliche 30-Prozent-Quote für sozial geförderten Wohnungsbau gibt. Das sogenannte preisgedämpfte Segment ist ein Düsseldorfer Unikat. Es kann — wenn überhaupt — nur mit hohem bürokratischen Aufwand durchgesetzt werden. Und das verlangsamt die Erteilung von Baugenehmigungen.

Die Sie aber gerade schneller erteilen wollen.

Geisel: Ja. Ich habe die Dezernenten für Bauen und Personal, Gregor Bonin und Andreas Meyer-Falcke, um eine Analyse der Situation gebeten. Wir wollen Zielvereinbarungen zur Beschleunigung der Bearbeitung von Bauanträgen. Das Ziel ist: Möglichst viele Bescheide erteilen. Wir brauchen einfach zügig mehr Wohnungen, ich gehe von 3000 im Jahr aus.

Auch zulasten des Naturschutzes oder dadurch, dass Prüfstandards gesenkt werden?

Geisel: Wir bauen nicht auf Teufel komm raus. Aber es gibt oft Ermessensspielräume bei Bauanträgen, die sollen die Mitarbeiter großzügiger nutzen. Naturschutz ist ein wichtiger Belang, der Wohnungsmangel aber auch — es gilt abzuwägen.

Stichwort ÖPNV: Sie haben mehr Bus und Bahn versprochen, jetzt ist nur noch von einer Beschleunigung die Rede.

Geisel: Die Beschleunigung etwa mit einer Ampel-Vorrangschaltung hat jetzt Priorität. Ich glaube, die Zeitfresser auf den einzelnen Linien sind schnell ermittelt, dann werden Nadelöhre beseitigen. Ich habe aber auch einen dichteren Takt nicht aus den Augen verloren.

Anderes Thema: Sie wollen das Image Düsseldorfs verbessern. Wie?

Geisel: Ich glaube wirklich, dass Düsseldorf genauso hip ist wie Berlin. Es ist eine Metropole, die wahnsinnig viel zu bieten hat, nicht zuletzt an Kultur und Lebensart. Und das auf einem überschaubaren Raum, das ist einmalig. Aber diese auch szenigen Seiten hat das Stadt-Marketing vernachlässigt. In der Außendarstellung hat Düsseldorf noch viel Luft nach oben. Was den Umgang mit anderen Städten betrifft, müssen Arroganz und Besserwisserei ausgedient haben.

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