Trocken und sonnig: Das ist der goldene November

Bei der Sonnenscheindauer ist dieser Monat auf Rekordkurs. Und auch der Rhein war im November noch nie niedriger als jetzt.

Düsseldorf. Liebe Sonne, schein’ noch ein wenig, dann wird es ein Rekord-November. Die vermeintlich usseligste Zeit des Jahres gerät 2011 zum Wonnemonat: Bis zum 15. November gab es schon 71,4 Sonnenstunden in Düsseldorf — im Rekordmonat 2003 waren es insgesamt 84,1.

Zwar soll am Donnerstagabend der erste Tiefausläufer wieder ein paar Wolken bringen, gerade zum Wochenende kommt die Sonne aber wohl wieder häufiger heraus.

Der Eindruck, den der durchwachsene Sommer bei vielen Düsseldorfern erweckt hat, trügt indes: 2011 ist bisher kein unterkühltes Jahr. „Wir erwarten vielmehr ein leicht zu warmes Jahr“, erklärt Meteorologe Wolfgang Reiff vom Deutschen Wetterdienst.

Das liege vor allem an Frühjahr und Herbst: Die mittlere Temperatur im April lag 2010 bei 10,3, im September bei 13,8 Grad; dieses Jahr waren es 13,4 und 16,7 Grad. Wurden im Oktober 2010 in der Spitze 23,2 Grad gemessen, kletterte die Temperatur im vorigen Monat bis auf 27,7 Grad — ein historischer Rekord.

Aber nicht nur warm war’s. „Das Jahr war bisher auch zu trocken“, sagt Wolfgang Reiff. Durchschnittlich gab es zwischen 1961 und 1990 in einem April 51 Millimeter Niederschlag, im Mai 70 Millimeter. Im Frühjahr 2011 waren es nur 26 beziehungsweise 16 Millimeter.

Was den Normal-Düsseldorfer freut, hat die Wasserrechnung der Stadt wohl in die Höhe getrieben. „Gerade im April mussten wir Blumen viel selbst wässern“, sagt Gartenamtsleiter Manfred Krick. Dafür habe der Regen im Sommer für eine besonders prachtvolle Bepflanzung gesorgt — und der nun wieder trockene Herbst ist für Kricks Mitarbeiter ein Segen, weil das Laub sich einfach mit dem Gebläse sammeln lässt statt als nasser Kladderadatsch am Boden zu pappen.

Schatten- und Sonnenseite des trockenen Jahres kennt auch Landwirt Joachim von Holtum aus Wittlaer: „Die Getreideerträge sind zum Teil um die Hälfte runtergegangen.“ Zuerst vertrockneten die Pflanzen im warmen Frühling, um dann leere Ähren im feuchten Sommer nachzuschießen. „Manche Flächen mussten wir komplett zu Mulch verarbeiten“, sagt der Bauer. Zum Säen war der regenfreie Herbst dann wieder ideal — „aber jetzt brauchen wir dringend Regen, damit die Saat nicht kaputtgeht.“

Damit wird es in der kommenden Woche wohl nichts. Und so wird auch der Rhein, der mit einem Pegel von 80 Zentimetern in Düsseldorf gestern ein historisches Novembertief erreichte, bis zum Wochenende wohl nochmals um bis zu 20 Zentimeter sinken.

„Schon ab 1,05 Metern dürfen Schiffe nicht mehr mit voller Ladung fahren“, sagt Hartmut Streichan vom Schifffahrtsamt in Köln. Fahrverbote gibt es nicht — aber wer mit seinem Kahn im Niedrigwasser liegen bleibt, zahlt die Abschleppkosten selbst.

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