Überraschung an der Uni: Rektor tritt nicht wieder an

Kurzfristig zieht Hans Michael Piper seine Kandidatur zurück. Er hätte wohl keine Mehrheit erhalten.

Überraschung an der Uni: Rektor tritt nicht wieder an
Foto: Zanin

Düsseldorf. Die Nachricht kam gestern völlig überraschend und verbreitete sich in wenigen Sekunden auf dem Campus: Hans Michael Piper zieht seine Bewerbung für eine zweite Amtszeit zurück. Per Mail unterrichtete der Uni-Rektor Mitarbeiter und Studenten von seiner Entscheidung, ein ungewöhnliches Verfahren.

In der Mail heißt es: „Nach intensiver Debatte mit der Findungskommission habe ich mich entschlossen, meine Kandidatur nicht aufrecht zu erhalten.“ Er werde sich aber in den restlichen sechs Monaten seiner Amtszeit mit voller Kraft für die Uni einsetzen. Dazu ein allgemeiner Dank — aber keine Erklärung.

Hintergrund ist wohl, dass der 61 Jahre alte Piper fürchten musste, keine Mehrheit zu erhalten. Die Entscheidung liegt beim Hochschulrat (ein achtköpfiges Gremium), dieser berät über den Vorschlag einer Findungskommission. Gibt es einen Beschluss, muss der noch vom Senat (22 Mitglieder) bestätigt werden.

Piper hatte sich in seiner Ansprache beim Neujahrsempfang im Januar noch kämpferisch gegeben. Da war schon klar, dass er im Hochschulrat nicht einfach durchgewunken werden würde. Nach WZ-Informationen waren Headhunter mit der Suche nach geeigneten Kandidaten beauftragt. Unter den Bewerbern soll eine Frau besonders gute Chancen haben.

Hans Michael Piper, Geisteswissenschaftler und Mediziner, ist umstritten. Er gilt als schwierig im Umgang und soll gerade bei den einflussreichen Mitgliedern von Medizinischer Fakultät und Uni-Klinik angeeckt sein. Die Klinik rutschte ins Minus, woraufhin der Ärztliche Direktor ab- und ein Nachfolger bislang nur kommissarisch eingesetzt wurde, beim Neubau des Zentrums für Operative Medizin gab es massive Verzögerungen, und die in Düsseldorf anhängige Überprüfung der Doktorarbeit von Annette Schavan sorgte bundesweit für Schlagzeilen.

All dies sei nicht ausschlaggebend, betont indes Michael Baurmann als Vorsitzender des Senats. Bei der Uni-Klinik habe Piper nur begrenzte Einflussmöglichkeiten gehabt, im Fall Schavan habe er korrekt agiert „und Recht bekommen“. Es gebe insofern keine Entscheidung gegen ihn — eine Haltung, die auch Anne-José Paulsen als Vorsitzende des Hochschulrates einnimmt. Sie betont, dass die zweite Amtszeit eines Rektor grundsätzlich nur vier Jahre betrage, während ein neuer Rektor sechs Jahre ans Ruder dürfe. Sie sagt: „Es ist wichtig, sich langfristig aufzustellen.“

Die entscheidende Sitzung des Hochschulrates ist am 13. Mai. Piper indes wird wohl in Düsseldorf bleiben: Uni-Sprecher Julius Kohl bestätigte, dass Piper eine Professur in der Medizin erhalte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort