Uni kauft keine neuen Bücher mehr

Die Kasse der Bibliothek ist leer. Studenten bangen nun um die Bildung nach jüngstem Stand der Wissenschaft.

Eine kurze Mitteilung, ein paar Sätze unter "Allgemeines" auf der Homepage der Universitäts- und Landesbibliothek. Doch die scheinbare Randnotiz sorgt für mächtig viel Unruhe in der Studentenschaft der Heinrich-Heine-Uni. Aus Kostengründen, heißt es seitens der Bücherei, werde man keine neuen Monografien mehr anschaffen. Das sind Fachbücher zu je einem speziellen Thema. Studentenvertreter befürchten, dass Lehre und Forschung nun den Bach runter gehen.<p>"Wenn die Fachliteratur in einigen Semestern veraltet oder unvollständig ist, kann nicht mehr fundiert gelehrt und geforscht werden", warnt Thorsten Engels von der Fachschaft Philosophie. "Es wird an der Uni keine aktuelle Diskussion über wissenschaftliche Themen mehr möglich sein." Und das bedeute nicht weniger als den schleichenden Untergang der Hochschule.

Auch Philipp Tacer, Vorsitzender des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses (Asta), sieht die Wissenschaft in Gefahr. "Skandal" nennt er die Entscheidung und schimpft: "Die Situation ist einer Uni- und Landesbibliothek absolut unwürdig."

Auch deren Leiterin Irmgard Siebert schlägt Alarm: "Wenn man kein Geld mehr für Literatur ausgibt, ist eine Bibliothek nutzlos." Mit Einsparmaßnahmen wie dieser gehe es der Bücherei schmerzlich an die Substanz, die Grenze des Erträglichen sei überschritten. Doch sie könne nicht anders, als die Anschaffungen einzustellen: Nachdem die Uni ihren Etat erneut gekürzt habe, dürfe sie nur noch rund 1,35 Millionen Euro pro Jahr ausgeben.

Geld, das gerade noch ausreiche, um die laufenden Kosten zu bezahlen und bestehenden Verpflichtungen aus Abonnements für Zeitschriften und gebundene Fortsetzungsbände nachzukommen. Aber: Ob bei den ohnehin schon reduzierten Abos in diesem Jahr wieder gekürzt werde, sei noch nicht entschieden. Auf lange Sicht jedenfalls sei das wohl nötig.

Sie brauche einfach mehr Geld, sagt Siebert. "Ich hebe den Einkaufsstopp sofort wieder auf, wenn ich es kann." Bislang sei dafür aber kein Zeitpunkt in Sicht. Selbst wenn der Bestellstopp wieder aufgehoben wird, befürchtet die Fachschaft Philosophie, wird eine Lücke im Bestand zurückbleiben. Durchatmen können allenfalls die Mediziner: Sie haben laut Bibliotheksleitung einen eigenen Etat und sind von den Kürzungen nicht betroffen.

Uni-Bibliothek Die Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) besteht aus einer Hauptbücherei und zwölf Fachbibliotheken in den Fachbereichen.

Bestand Der Buch-Bestand der ULB umfasst etwa 2,4 Millionen Bände, um den sich rund 145 Angestellte kümmern.

Etat Ihren Etat - in diesem Jahr 1,35 Millionen Euro - erhält die ULB als zentrale Einrichtung der Universität direkt von der Hochschule, so Bibliotheksleiterin Irmgard Siebert (Foto).

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