Viele scheitern am Gymnasium

Schulform ist in Düsseldorf beliebt wie nie. Doch viele Kinder gehen ohne Empfehlung — und viele landen an der Realschule.

Viele scheitern am Gymnasium
Foto: BS

Düsseldorf. An den weiterführenden Schulen beginnen nun die Tage der offenen Tür, für viele Familien steht eine schwierige Entscheidung an. Rund die Hälfte wird sich wieder für eines der Gymnasien entscheiden. Doch der Schritt hat einen Haken, für viele Kinder wird er sich wohl als falsch erweisen. Der Ansturm auf die Gymnasien hat eine Schattenseite: Die Zahl der Kinder, die dort scheitert, ist groß.

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Zwar werden sie von Statistikern für die Stadt so nicht erhoben, sie lassen sich aber erschließen. Verfolgt man die Stärke eines gymnasialen Jahrgangs in Düsseldorf, dann zeigt sich über die Jahre eine deutliche Abnahme: 2240 Kinder sind etwa im Sommer 2009 an den städtischen Gymnasien gestartet, vier Jahre später war dieser Jahrgang auf 2094 Kinder geschrumpft. Allein zum Schuljahr 2012/13 sind 227 Kinder vom Gymnasium zu anderen Schulformen gewechselt.

Die große Mehrheit der Kinder landet an den Realschulen, manche an Gesamtschulen, einzelne auch an Hauptschulen. Nachdem sie meist eine lange Zeit des Mißerfolgs durchlitten haben (siehe Interview). Konrad Großmann, Rektor des Rückert-Gymnasiums, findet die Quote zu hoch: „Die meisten Schüler sind gut. Aber manche kommen, die nicht hierher gehört hätten.“ Großmann fände es daher besser, wenn die Schulleiter mehr Entscheidungsmacht bei der Auswahl der Schüler hätten und führt als Beispiel Berlin an.

Ein erheblicher Teil der Schüler, die jährlich an Gymnasien aufgenommen werden, hat keine Empfehlung von der Grundschule. Im Vorjahr lag die Quote dieser Kinder bei 21 Prozent. Hoch ist insgesamt der Anteil der Gymnasiasten in Düsseldorf, nach jüngsten Zahlen liegt er fast exakt bei 50 Prozent. In Duisburg — einer Stadt mit mehr Gesamtschulen — besuchen dagegen nur ein Drittel der Kinder an weiterführenden Schulen ein Gymnasium.

Von denen, die am Gymnasium scheitern, landen viele an den Realschulen. Heinz Kampermann hat in den vergangenen Jahren beobachtet, dass immer öfter Schüler nicht wie geplant nach der sechsten Klasse kommen — dem Ende der Erprobungsstufe —, sondern auch noch später: „Im vergangenen Sommer waren es besonders viele, da haben wir 30 Kinder aufgenommen.“

Bei vielen stelle sich heraus, dass die Realschule für sie tatsächlich die bessere Schulform sei, an der sie ohne Angst und mit Erfolg lernen könnten. Manche Kinder würden aber auch abgelehnt, wenn bei ihnen eine generelle Schulunlust spürbar sei.

Kampermann sieht ein Grundproblem bei den Eltern, bei vielen macht er die Haltung aus: Mein Kind muss auf jeden Fall auf ein Gymnasium. Das gehe so weit, dass Druck auf Grundschullehrer ausgeübt werde, die entsprechende Empfehlung zu geben.

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